Benzingespräche

Opel Besuch: Teil II

Interview mit Uwe Mertin, Leiter Classic Cars Europe

Beruflich steht Uwe Mertin voll hinter OPEL und dessen Kreationen, auch wenn sein Herz im Privaten noch ein bisschen mehr für die Mutter GM schlägt. Als Leiter der Abteilung Classic Cars Europe kennt er die Geschichten der ausgestellten Fahrzeuge der OPEL Oldtimerwerkstatt genau. Vor unserem Rundgang erzählt er uns mehr über sich und seinen Berufsalltag.

Von Hamburg über Zürich nach Rüsselsheim: Uwe Mertin

Was war zuerst da: Ihre private Leidenschaft für klassische Fahrzeuge oder Ihre berufliche Tätigkeit mit klassischen Automobilen? 
Mein privates Interesse war auf jeden Fall zuerst da. Beruflich beschäftige ich mich bei Opel seit gut vier Jahren mit dem Thema Oldtimer. Meine private Leidenschaft für meinen Lieblingsoldtimer habe ich in der Zeit entwickelt, als ich anfangs für General Motors, dem Mutterkonzern von Opel, gearbeitet habe und die damals in Europa angebotenen amerikanischen Marken Cadillac, Chevrolet, Pontiac und Buick als Pressechef betreut habe. Dazu gehörte natürlich auch die Corvette. Als wir anlässlich des 50-jährigen Corvette Jubiläums im Jahr 2003 Fotogeschichten zur Historie bis zum damaligen aktuellen Modell C5 zusammengestellt haben, stellte mir ein guter Freund häufiger seine Corvette C2 für diverse Fotos und Berichterstattungen in deutschen und internationalen Fachzeitschriften zur Verfügung. Dies war der Zeitpunkt, in dem ich mich in die Corvette verliebt habe und auch grundsätzlich großes Interesse für klassische Automobile entwickelt habe.


Sie kommen ursprünglich aus Hamburg, sind seit 2013 Manager bei Opel Classic. Können Sie mir Ihren Werdegang schildern?
Meinen beruflichen Werdegang habe ich nach dem Studium als Journalist Anfang der 80er Jahre gestartet. Ich habe zunächst für unterschiedliche Verlage in der Automobilbranche gearbeitet, unter anderem bei Eurotax Schwacke, einem international tätigen Marktbeobachter. Der Verlag erhebt übrigens auch heute noch Daten für historische Fahrzeuge. Seit fast 25 Jahren arbeite ich bei General Motors, seit etwa 15 Jahren für die GM-Automobilmarke Opel, anfangs in Zürich in der damaligen Europazentrale, danach in Rüsselsheim und hier nun etwa vier Jahre im Bereich Opel Classic.


Sie führen Ralf Stumpfernagel und mich heute durch die Opel Oldtimerwerkstatt. Ist das ein typischer Termin innerhalb einer Ihrer Arbeitswochen oder was sind grundlegende Aufgaben Ihrer Position?
In erster Linie bin ich natürlich Ansprechpartner innerhalb der Presseabteilung für die Medien im In- und Ausland, die Fragen zur Historie von Opel haben und Informationen benötigen, die sie für die Erstellung eines redaktionellen Textes benötigen. Aber eine Führung durch die Opel-Geschichte in unserer Oldtimerwerkstatt ist eine meiner liebsten Aufgaben. Das kommt recht häufig vor und macht deshalb so viel Spaß, weil bislang alle meine Gäste mit einem Strahlen in den Augen diesen schönen Ort verlassen haben.


Sie organisieren gerne Veranstaltungen. Was war das Highlight in diesem Jahr?
Da gibt es einige, aber wenn ich darüber nachdenke, war die erst zum dritten Mal stattfindende "Kronberg Klassik" Rallye das Highlight. Der Veranstalter, die "Klassik-Garage" in Kronberg war zwar der eigentliche Organisator, aber wir haben in die 2016er Ausfahrt einen Besuch aller Teilnehmer mit ihren Oldtimern in unserem Testzentrum in Dudenhofen eingebaut, das an diesem Tag auch das 50. Jubiläum gefeiert hat. Etwa 40.000 Besucher waren dort, die auch die rund 100 Oldtimer der Rallye bejubelt haben. Das war ein wahnsinnig großer logistischer Aufwand, die Oldtimer Rallye in diesen Ablauf einzubetten.

Wieviel Arbeitsaufwand steckt hinter der Organisation z. B. einer Rallye? Was kostet Sie am meisten Zeit und Nerven?
Für 2017 haben wir die Teilnahme an insgesamt fünf Oldtimer-Rallyes geplant. Das ist vom Aufwand eher überschaubar, da die Organisation natürlich beim Veranstalter liegt und wir das seit vielen Jahren machen und unsere Arbeitsabläufe eingespielt sind. Wir nehmen dann mit einigen Oldtimern aus dem Opel Classic Bestand teil. Da haben wir dann auch immer ein Service-Team unserer Werkstatt dabei, die übrigens auch anderen Teilnehmern mit anderen Marken helfen, wenn das möglich ist.


Die Oldtimerwerkstatt besteht seit 1998, lediglich Teilnehmer von Opel-Werksführungen, "Opelaner" und "Spezialanfrager" wie das BELMOT Team können sie besuchen. Kann man die Fahrzeuge aber dennoch mal öffentlich sehen? 
Wir beteiligen uns mit unseren Fahrzeugen an Rallyes von verschiedenen Verlagen, wir organisieren aber auch selbst kleinere Ausfahrten, auf denen man eine Auswahl an Fahrzeugen sehen kann. Hier ist beispielhaft die Zusammenarbeit mit der ALT-OPEL IG e.V. zu nennen, ein großer Verein mit 2350 Mitgliedern aus 26 Nationen. Viele derer Mitglieder nehmen dann an der Veranstaltung teil, die ihren Abschluss mit einem gemütlichen Abend in der Oldtimerwerkstatt findet. Der feierliche Abend in der Werkstatt inmitten der ausgestellten Opel Oldtimer ist oft ein großer Anreiz für die Teilnehmer, die Anreisestrapazen auf sich zu nehmen. 

Welche Highlights sind für die Zukunft geplant, die Sie bereits verraten dürfen?
In 2017 werden wir das 80. Jubiläum des "Admiral" von 1937 feiern. Wir haben in unserer Sammlung nämlich auch zwei Admirale aus der Vorkriegszeit. Für die Ausfahrt besetzen wir diese mit Journalisten. Vielleicht kommen wir am Ende auf 15-20 Fahrzeuge, es wird also tatsächlich eine kleinere Ausfahrt sein.

2014 hatten wir ein ähnliches Event anlässlich des 50. Jubiläums KAD (Kapitän, Admiral, Diplomat). 2015 haben wir das 50. Jubiläum des Opel Kadett B mit einer Oldtimerausfahrt gefeiert. Es kamen passenderweise jeweils 50 Fahrzeuge dieser Art zusammen. Unsere Fahrzeuge hatten wir ebenfalls mit Journalisten besetzt. Wir starteten an der Oldtimerwerkstatt und fuhren gemeinsam zum Weingut "Schloss Westerhaus" bei Ingelheim, das von der Familie von Schönburg-Glauchau betrieben wird und wieder zurück zur Opel Werkstatt. Ivonne Gräfin von Schönburg-Glauchau ist übrigens die Urenkelin von Adam Opel. Eine fantastische Ausfahrt.

Bekommen Sie ab und an motorisierten Zuwachs im Museum? Woher stammen die Ausstellungsstücke eigentlich?
Bis vor ein paar Jahren haben wir regelmäßig fehlende Fahrzeuge im Bestand dazugekauft, im Allgemeinen von Privatleuten. Mittlerweile ist die Sammlung nahezu komplett. In der Tat. 
Es kommt sogar mal vor, dass sich Privatpersonen an uns wenden und uns ihr Schmuckstück schenken. Das letzte Geschenk war ein ganz Besonders und Wertvolles. Ein Opel Admiral, Baujahr 1938. Der Besitzer war der ehemalige Inhaber des Tabak Handelsunternehmens "Tobaccoland", Heinz Grünewald. Er wollte, dass sein toller Wagen wieder zurück zum Unternehmen Opel kommt. Ein bemerkenswertes Geschenk! Wir sind ihm sehr dankbar für diese großzügige Spende.

Einst Ihr Traumauto: eine Chevrolet Corvette C2. Der Traum ist in Erfüllung gegangen. Sie besitzen eine Corvette aus dem Jahr 1965. Was macht die Corvette C2 zu Ihrem Traumwagen?
Das tolle Design und meine Erinnerungen an meine diversen ersten Fahrten mit einer C2 vor mittlerweile 14 Jahren. Für mich ist die Corvette C2 eines der schönsten Klassiker, die es gibt. Und den 5,4-Liter-V8-Motor mit seinen 250 PS und dem tollen Drehmoment von 475 Nm bei nur 2800 U/min finde ich sagenhaft. Ganz zu schweigen vom Sound des Motors. Bei diesem Fahrzeug stimmt für mich einfach alles.

Kennen Sie die persönliche Geschichte dieses Wagens?
So etwa kenne ich sie von den Informationen des Vorbesitzers, die er mir mitgeteilt hat. Die Corvette wurde am 4. Februar 1965 gebaut und als Neuwagen nach Michigan geliefert. Die ersten 25 Jahre verbrachte die Corvette dann auch in Süd-Michigan und Nord-Ohio, bevor Sie 1991 mit etwa 83.000 Meilen an ihren zweiten Besitzer kam. Dieser behielt die Corvette weitere 25 Jahre, bis er sie mit rund 92.000 Meilen auf dem Tacho nun an mich weitergab. Also ein Fahrzeug mit nur 2 Vorbesitzern und alle Nummern und Codes sollen passen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich habe mich beim Kauf von Walter Glatz (0157-30025652) unterstützen lassen, der mir von unterschiedlichen Seiten empfohlen wurde. Er hat sich einen Namen in der historischen Corvette-Szene gemacht und kennt sich offensichtlich auch bestens mit Oldtimern anderer Marken aus.
Er hat für mich nicht nur eine Corvette C2 nach meinen Wunschvorgaben gefunden, sondern ist dabei auch im Budget geblieben. Er hat zudem die komplette Abwicklung in den USA, die Verschiffung und den Import für mich erledigt und unterzieht die Corvette derzeit einer äußerst gründlichen Komplettinspektion. Nach der TÜV-Abnahme wird er den Wagen zulassungsfertig an mich übergeben, womit ich mich aber noch bis Ende Januar gedulden muß.
Wenn es dann mal etwas wärmer ist und der Wagen zugelassen ist, werden meine Frau und ich damit mal eine Tour in den Rheingau unternehmen.


Vielen Dank für das offene Gespräch, Herr Mertin. Ich freue mich nun auf die Tour durch die Oldtimerwerkstatt.

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