Benzingespräche

Großartiges Jubiläum

 Zur Technik ist alles hinlänglich bekannt, doch was uns fasziniert, ist auch die Werbekampagne, die sich speziell an Ingenieure und Berufe aus der Forschung und Entwicklung richtete.

Wie zeitlos Formen sein können, das zeigt oftmals erst die Zeit.
Vor 50 Jahren auf der IAA 1967 in Frankfurt am Main wurde der NSU Ro 80 präsentiert.

Im Gegensatz zu dem ebenfalls von NSU entwickelten K 70 (K wie Kolbenmotor) sollte er das Überleben der Marke in einem vollkommen neuen Marktsegment sichern.

Wer NSU kennt, weiß, dass zwischen der Präsentation, der NSU Quickly und dem Ro 80 gerade einmal 15 Jahre vergangen sind, und kann in Zeiten des Dieselskandals kaum nachvollziehen, welch ein Quantensprung dies für den Hersteller darstellte.

Nicht nur die Karosserieform war moderner und schlichter als das meiste, was die Konkurrenz im Angebot hatte, auch der Antrieb mit Wankelmotor war revolutionär.

Der Ro 80 war seinerzeit vom automobilen Durchschnitt wesentlich weiter entfernt, als das ein Tesla heute ist.

Zur Technik ist alles hinlänglich bekannt, doch was uns fasziniert, ist auch die Werbekampagne, die sich speziell an Ingenieure und Berufe aus der Forschung und Entwicklung richtete. Auch als "Architektenauto" war der Ro 80 seinerzeit bekannt.

Gerade heute im Internetzeitalter lesen sich die Werbetexte mit einem Schmunzeln, den zukunftsorientierten Werbetextern sei Dank. Sie bringen auf den Punkt, was man im Zeitalter der Raumfahrt und der Mondladung unter Fortschritt verstand. Die Sachlichkeit und Nüchternheit der "Reklame" war nicht neu - neu hingegen war die Zielgruppe, die gezielt angesprochen werden sollte.

Unter dem Motto: "Warum schließen Sie bei Ihrem Auto Kompromisse?" wurde die These aufgestellt, dass die Zeit reif für ein neues automobiles Zeitalter sei.

"Ihre Armbanduhr wird von einer Microbatterie gespeist. Sie sprechen Briefe auf Tonband. Und Ihr Sohn wird einen Beruf ergreifen, den es morgen erst gibt. Sie hören Leonhard Bernstein transistorgesteuert in stereo. Beim Frühstück lesen Sie über Satelliten gefunkte Nachrichten und den Strom für Ihren Trockenrasierer liefern jetzt schon Atomkraftwerke."

Es gibt auch einen Text mit einem Roboter, der Erdbeereis anrührt, oder so ähnlich, wir haben ihn leider nicht mehr entdeckt. Wer ihn findet, schreibt ihn uns doch bitte!

In gewisser Weise regen die Texte auch zum Nachdenken an. Sind Google, Twitter, Facebook und Instagram wirklich die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts? Ist der technische Fortschritt auf der Strecke geblieben? 

Wie müsste denn der Werbetext heute, 50 Jahre später, lauten?  Vielleicht so? "Google hat Ihren Brockhaus zu Altpapier gemacht, Ihre Freunde sehen sie auf Facebook, statt Zeitung lesen Sie Twitter, Ihre Kinder erreichen Sie nur noch über Whats App - Und Sie fahren noch Diesel?"

 

Vielen Dank an das Museum Autovision in Altlußheim, das uns die Bilder zur Verfügung gestellt hat. Es beinhaltet die größte öffentliche Sammlung zum Thema alternative Antriebe. Außerdem präsentiert das Museum in ihrer Ausstellung, wie hier zu sehen, das Schnittmodell eines NSU Ro80 von der IAA 1967. 

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