Benzingespräche

Einer, der Oldtimer liebt, versteht und sein Wissen weitergibt

"Wie funktioniert das eigentlich?" Das ist seit Kindertagen die Frage, die Martin Henze immer wieder beschäftigt. Ein riesiger Oldtimerfan, der sich alles rund um das Thema Oldtimer autodidaktisch beigebracht hat. Wir lernen ihn näher kennen und stellen seinen Ratgeber "Oldtimer-Fahrschule: Alte Autos lieben und verstehen" vor.

Foto: Cover des Ratgebers "Oldtimer-Fahrschule" (Martin Henze)

Oft beginnen Leidenschaften wie die Liebe zu (historischen) Fahrzeugen bereits in der Kindheit. BELMOT Interviewpartner Martin Henze gehörte zu jenen Kindern, die auf der Straße vorbeifahrende Autos bereits am Sound erkannten, bevor die Körpergröße ausreichte, um sie aus der Fensterscheibe heraus zu beobachten und zu identifizieren. Sehr zum Staunen seiner Eltern, die als Garten- und Landschaftsarchitekten zwar Sinn für Ästhetik hatten, jedoch Autos eher als VERbrauchsgegenstand denn als Sammlerobjekt bewerteten und Autonarren eher als Spießer ansahen. Wenn ein Auto nach einigen Jahren vom Rost angegriffen war, wurde es in seiner Familie ausgetauscht statt erhalten. Dennoch prägten die von seinem Vater genutzten Alfa Romeo-Limousinen irgendwie die Markenaffinität des Sohnes. Martin Henze besitzt heute, mit Mitte Fünfzig vier Oldtier, darunter zwei Alfas, schraubt an ihnen, unternimmt mit ihnen kleine Touren bis hin zu längeren Reisen.

Das Interesse an einer Antwort auf die Frage "Wie funktioniert das eigentlich?" führte schon im jungen Alter dazu, dass er autodidaktisch zunächst an Fahrrädern, später an Mopeds und noch später an Autos schraubte. Etwas auseinandernehmen, den Dingen auf den Grund gehen, das war immer schon das, was ihn antrieb. So sammelte er jahrzehntelang Erfahrung mit Oldtimern, lernte die Szene kennen, wurde Motorjournalist. "Dann habe ich gemerkt, dass ich mit meinem fortgeschrittenen Lebensalter etwas weiterzugeben habe und beschloss, einen Ratgeber zu schreiben. Andere Oldtimerratgeber sind meist von Prüforganisationen und damit sehr neutral verfasst. Meins ist ein sehr persönlich gefärbtes Buch."

Im April 2017 nach rund vier Jahren seit der Idee zum Buch war es so weit: Er hielt seinen selbstgeschriebenen Ratgeber "Oldtimer-Fahrschule – alte Autos lieben und verstehen" gedruckt in den Händen. Mit dem Inhalt spricht er Oldtimerfreunde aller Altersklassen und beider Geschlechter an, die gerade angefangen haben, sich für Oldtimer zu interessieren und einen bunten Themenmix rund um Oldtimermarken, -modelle, -technik, Restaurierung, Tipps zur leichten Wartung und Reisen mit dem Oldtimer etc. zur Orientierung benötigen.

Es erwartet sie ein "nettes Coffeetablebuch, das zum Schmökern einlädt und gleichzeitig informativ ist," beschreibt Martin Henze den Tenor seines Ratgebers. Und das stimmt. Schon äußerlich gesehen durch das kompakte Querformat gut in den Händen zu halten, mit informativem textlichem Inhalt und qualitativ hochwertigen, veranschaulichenden Bildern. Alle wichtigen Themen sind vorhanden und dabei ist der Schreibstil nicht zu technisch gehalten. "Eine atmosphärische Einstimmung darauf, was es bedeutet, ein altes Auto in der Garage stehen zu haben, das ist Sinn und Zweck meines Buches."

Gewidmet hat er den Ratgeber seinen vier Kindern, von denen zumindest die drei jüngsten wohl genauso oldtimervernarrt werden, wie der Papa. "Sie unterstützen mich bereits jetzt beim Schrauben und begleiten mich zu vielen Oldtimerveranstaltungen. Irgendwann werden sie auch mal meinen Fuhrpark übernehmen."

Warum ihm die junge Generation in Zusammenhang mit Oldtimern so wichtig ist?
"Ich finde, das Oldtimerhobby ist ein sehr schönes Hobby – für mich natürlich sogar das schönste der Welt – so sage ich mit einem Augenzwinkern. Es bietet begreifbare, nachvollziehbare Technik. Dies ist beim modernen Auto nicht mehr der Fall. Ich fänd es einfach schade, wenn das in Vergessenheit gerät", begründet Henze. Statt in Vergessenheit zu geraten, haben heutige Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren meist nicht einmal mehr die Chance, Autos z. B. aus den 60ern im täglichen Straßenbild oder aus dem Erleben ihrer Eltern kennenzulernen, "Meist findet man ja die Autos toll, die man aus seiner Jugend kannte. Das fällt weg. Man muss ihnen also besonders etwas bieten. Mir fällt auf: Ich gehöre zu den wenigen, die ihre Kinder meistens zu Oldtimerevents mitnehmen. Meiner Erfahrung nach ist es so, dass meist in den Lebensbereichen der Funke auf die Kinder überspringt, in die die Eltern ihre Kinder miteinbeziehen."

In den vielen Jahren mit Oldtimern gab es viele schöne Situationen. Besonders gern erinnert er sich an längere Reisen mit dem Oldtimer. Seit fünf Jahren fährt er einmal im Jahr mit ebenfalls oldtimervernarrten Freunden in einer Kolonne von drei bis fünf Wagen nach Italien. "Da ist dann auch der Weg das Ziel. Wenn Hin- und Rückweg dann mal je zwei bis drei Tage dauern, ist das auch in Ordnung." Der schönste Moment? "Wenn ich mit meinem Alfa Spider über die Alpen drüber bin, es wärmer wird und wir die Aussicht genießen können, das macht dann nur noch Spaß. Das ist das schönste überhaupt. Ich bin nicht nur einer, der nur schraubt, sondern einer, der seine Autos einfach auch gerne und viel fährt."

Insgeheim träumt er noch von einem Alfa Romeo Montreal, der nicht nur "bestechend" aussieht, sondern auch eine spannende Geschichte aufweist [siehe dazu Auto Bild Klassik] . Wir drücken ihm fest die Daumen, dass für ihn eines Tages der Traum in greifbare Nähe rückt.

Sie haben Lust auf einen Blick ins Buch bekommen? Lesen Sie hier das Kapitel "Krieg der Knöpfe" aus Martin Henzes "Oldtimer-Ratgeber".


Das Interview führte Isabelle

 

 

 

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