Benzingespräche

Frühlingsreise, die Dritte.

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen... oder aber: aller guten Dinge sind drei.

Was bisher geschah...

Das Auto ist zugelassen und wir haben es trotz Sturmtief Niklas bis nach Bühl an den Albsee geschafft, doch die letzten Meter bis zum Campingplatz waren zu viel.

Heute weiß ich, dass das an einer rostigen Riemenscheibe lag, die den - wohlgemwerkt niegelnagelneuen - Keilriemen einfach abgeschliffen hatte.

Aber zurück an den Albsee. Es ist der 31. März 19.30 Uhr und stockdunkel. Wir stehen immernoch im Halteverbot und die nette Dame vom ADAC ist offensichtlich überfordert unseren Standort in Google Maps zu finden. Ich frage mich, was ich da früher gemacht hätte ohne Google: einen Kollegen gefragt? die Auskunft angerufen? Ich weiß es einfach nicht.

Noch habe ich Akku auf dem Telefon meiner Partnerin, meins war schon mittags leer und es besteht Hoffnung, denn die Kollegin beim ADAC hat BÜHL ohne R neben Immenstadt gefunden.

Sie schickt jemand raus, der sich auf unserem Telefon meldet. Ok soweit, so gut.

Immerhin sind wir fast da und in ca. 300m Berg hoch leuchtet der gelb schwarze Schriftzug einer italienischen Tankstellenkette. Nix wie hin da ist es warm, hell und trocken - drei unschlagbare Argumente für einen kurzen Fußmarsch. Ein Tegernsee Hell, ein Piccolo, eine Fanta und eine Tüte Gummibärchen am Bistrotisch in der Tankstelle - ok ich gebe zu, den ersten gemeinsamen Abend im ersten gemeinsamen Urlaub hatten wir uns - wenn überhaupt - dann anders vorgestellt.

Dafür ist der ADAC schnell. Er ruft an und sagt er sei in 10 Minuten da. "Hopp, hopp leertrinken .... zurück ans Auto", sagte ich ganz euphorisch.

Durch den Regen erkenne ich einen großen Abschlepper - Ok Hauptsache da...

Ein bärtiiger Bayer steigt aus und begrüßt mich mit den Worten "sie sann aber mutig bei soram Stuarm mim Wohnwage, dös machetse aba net zum erschden moal", ich antwortete: "doch zum allerersten Mal".

"i wohn droam auf zwölfhundert metr, mir hoats schier gar mei neufundländer weggeweht, wenna net angeleint gwese wär...", die nächste Frage verleitete mich zum Schmunzeln.

"hams a werkzeug mit? i kann sie sonst nuar obschleppa...."

Die Frage "sind Sie der ADAC oder ich?" verkneife ich mir ... Natürlich habe ich meinen komplett ausgrüsteten Satz Werkzeug mit, ich bin ja schließlich kein Anfänger, nur eben kein Schnellladegerät :-) das hat aber er dabei.

5 Minuten laden - in dieser Zeit einmal Keilriemen spannen und die Fahrt geht weiter, jetzt wissen dank dem ADAC auch, in welche Straße wir abbiegen müssen. Der nette Mann in der Tankstelle hätte uns komplett falsch geschickt...
Ich gebe zu - ich habe nicht nach dem Weg gefragt :-))

Da der Campingplatz schon lange zu hat - es ist jetzt kurz vor neun - gehts auf die Suche nach dem angetapten Umschlag, der einen Magnetschlüssel und unsere Standplatzinfo enthalten soll.

Alles gut, auch das hat geklappt. Stellplatz 91 - genau mit Blick auf den See und die Berge, sehr cool, also wenn es hell und trocken ist.

Der Schotter ist etwas rutschig d.h. jetzt gehts ans Eingemachte! 5,70m Wohnwagen plus Deichsel - das macht über 7 Meter rückwärts einparken, im Dunklen - der Regen ist mitlerweile sogar in leichten Schneegraupel übergegangen. Auf dem leicht gefrorenen Asphalt beginnen die Hinterräder durchzudrehen, immerhin ein Zeichen das die Auflaufbremse funktioniert! Also... Also Planänderung. In einem eleganten Bogen mit etwas Schwung kann ich den Wohnwagen auf den Standplatz fahren ohne dass ich rückwärts einschlagen muss.
Gesagt getan, in eleganten Schwung, schwupps - eingesunken mit dem rechten Hinterrad im frisch aufgetauten Lehmboden. Da hilft alles Freischaukeln mit der Automatic nix mehr ... Der Wohnwagen hält den Kombi fest, wie einen Anker die Queen Mary.

Als der Stern auf der Alufelge schon zur Hälfte im Matsch versunken ist gebe ich auf: Wir stehen im 120 Grad Winkel quer über 3 Stellplätze. Viel zu weit weg vom Stromkasten, das Thema mit/ ohne Strom hatten wir doch bereits....

Also lauschen wir bei Kerzenschein dem Knistern unserer Truma Gasheizung und stoßen mit einem Glas Bordeaux auf unseren gemeinsamen Uralub im Tabbert Grand Signeur an, während der kleinste Reiseteilnehmer bereits vom Klettern in den Bergen träumt.

Camping, kuschlig warm ganz ohne Strom, ist eigentlich auch wesentlich romatischer als eine Nacht im 5 Sterne Hotel.

Und rückblickend betrachtet war´s auch viel spannender als wir uns das je vorstellen hätten können - oder wollten. (da war doch was).

Wohnwagen und Kombi gehts genauso gut, wie allen Mitreisenden - die nächste Reise kommt bestimmt!!!

Und das Wichtigste zum Schluss:

"Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig" :-)

... bestimmt gibt es noch weitere Urlaubserlebnisse zu berichten.

Ihr Ralf von BELMOT

 

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