Benzingespräche

Von einem, der ausflog, ein Auto zu kaufen

Ralf von BELMOT hat einen perfekten Mercedes entdeckt

Ein Autokauf kann ein spannendes Anliegen sein, erst recht, wenn zwischen Käufer und Verkäufer 1.366 km liegen.

Mein persönliches Fazit aus der Geschichte, die ich euch gleich erzähle, ist: Man sollte sich nicht angewöhnen, Autos immer genau so besitzen zu wollen, wie man sie als Kind im Prospekt gesehen hat, denn dann wird es manchmal kompliziert…

Diese Erfahrung machte ich bereits mit folgenden Exemplaren meiner Sammlung: dem R107 in astralsilber, wie er Anfang der 1980er in vielen Abbildungen in Kombination mit Palmen an der Cote d´Azur für Mercedes Benz fotografiert wurde. Und mit dem 280 CE in silberblau metallic.
In diese Sammlung gehört auch ein wunderschöner 380 SE in pajettrot. Genau das ist aber das Problem: Das ist nicht die richtige Farbe. Ich hätte viel lieber einen W126 in lapisblau metallic, dem Nachfolger des etwas grellen „magnetitblau“ und Vorgänger des legendären nautikblaumetallic. Warum?
Genau so parkt er im Prospekt von Juli 1982 als 280 SE vor einem Sheraton Hotel mit verspiegelten Fenstern (Google weiß alles - es handelt sich dabei um das Sheraton in Essen, das sich tatsächlich von außen in den letzten 40 Jahren nicht verändert hat).

Ein guter Freund hat in den letzten Jahren etliche schöne Autos aus Spanien mitgebracht und schwärmt immer vom rostfreien Zustand der Klassiker. Das wollte ich auch! Also habe ich ein Onlineportal bemüht und siehe da: ein 280 GE aus Frankreich entpuppt sich als Fake.

Aber ein lapisblauer 280 SE in Tarragona erweckt meine Aufmerksamkeit. Ein Ersthandauto mit 160.000 km zu einem Preis, bei dem er hierzulande bestimmt schon 360.000 km gelaufen hätte. Spannend macht ihn die Ausstattung: Klima und 5 Gang in Kombination mit hellem Stoff in Dattel. Das ist genau die Ausführung, die bei uns so gut wie nie zu finden ist. Hier bestellte man zum gleichen Preis seinen 280er mit Automatik mit Schiebedach. Der W126 würde mit Baujahr 1983 exakt zu den anderen beiden 280ern passen.

Am 01.04., dem 50. Geburtstag meines jüngst nach 27 Jahren verkauften /8ers – beginnt ein WhatsApp Schriftwechsel mit dem Besitzer in Spanien. Er startet mit 40 Bildern und einem Video, in dem der Motor läuft.

Das Risiko eines Fakes möchte ich jedoch vermeiden und der Käufer bietet von sich aus direkt eine Besichtigung des Autos an. Auch die Bitte, die Fahrgestellnummer zu fotografieren, wird prompt innerhalb von 20 Minuten erledigt.

Einen Flug hin und zurück gibt es schon ab 30 Euro und Barcelona ist eine knappe Autostunde von Tarragona entfernt. Ok, das ist nicht umweltfreundlich aber besser als die Katze im Sack zu kaufen. Außerdem ist das Fakerisiko noch nicht 100%ig von Tisch.

Schließlich macht die zweite Corona-Impfung einen Flug 14 Tage später möglich. Ein Flugtermin am 08.07. wird fixiert. Mein Traum, das Auto auf eigener Achse heimzufahren platzt jedoch. Laut Anbieter würde er erst eine große Inspektion machen und empfiehlt, einen Transport durch ihn zu organisieren.

Etwas Bauchschmerzen bleiben, der Verkäufer schickt kein Foto von seinem Ausweis, er sagt, das sei nicht üblich, wenn er Geschäfte mache. Ich müsse ja nichts anzahlen und könne gerne dem Holländer den Vortritt lassen, der das Auto jetzt - ca. 12 Wochen später auch gerne hätte. Also allen Mut zusammengepackt und 10% Anzahlung überwiesen für die Reservierung des Autos bis Ende Juli. Die spanische Umsatzsteuer ID lässt sich nicht prüfen und die Adresse ist lt. Google Maps eine Halle mit Rolltor. So hatte ich mir das nicht gedacht...

Der Flug kostet jetzt auch 175 Euro, aber es findet sich mit etwas Glück einer für 58 Euro, nur leicht zeitversetzt. Eine günstige Unterkunft in Tarragona macht das ganze zur Studentenreise, aber ich buche ja auch keinen Luxusurlaub sondern eine Autobesichtigung. Und die Übernachtungsgelegenheit ist nur 2 Minuten vom Busbahnhof entfernt.

Ich gebe per WhatsApp alle Daten durch und erhalte am gleichen Abend umgehend Ausgehtipps für Tarragona. Das ist echt nett!

Nach einer frostigen Juli-Nacht – dank Klima, die auch anspringt, wenn man 25 Grad eingibt – und einem leckeren kleinen Frühstück in der Studentenunterkunft, warte ich auf meinen Autoverkäufer, der mich abholen möchte…
 

1 Tag Urlaub
Bahn nach Frankfurt Airport 18,80
Flug hin und rück 58,78
Bus nach Tarragona und zurück 24,90
Unterkunft mit Frühstück 32,50
Rückfahrt Frankfurt 12,70

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147,68 Euro – alles in allem!

 

Ende Teil 1 - Ob er mich abgeholt hat, erfahrt im 2. Teil.
 


Euer Ralf 

Ein paar Eindrücke meiner Reise

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