Benzingespräche

Fahren und bewahren

Passend zum Jubiläum der Porsche Sportwagen organisiert Claus Schmid mit seinem 356-Stammtisch in der baden-württembergischen Stauferstadt Schwäbisch Gmünd das Porsche Club 356 Deutschlandtreffen. Und je mehr man sich mit ihm über die Veranstaltung unterhält, um so deutlicher wird, wie sehr ihm der menschliche Moment näher am Herzen liegt als das Drehmoment.

Bericht des Porsche Clubs zum Porsche 356 Deutschlandtreffen in Schwäbisch Gmünd „Fahren und Bewahren“ (© 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Autor: Carsten Horn)

Claus Schmid ist ein Mann mit klaren Standpunkten: „Bei uns steht der Porsche 356 im Mittelpunkt, nicht der
Besitzer – er darf ihn lediglich benutzen. Und wenn er es richtig macht: der Nachwelt erhalten.“
Klingt streng,
aber so ist Claus Schmid gar nicht. Wer ihn kennt, weiß, dass ihm nichts mehr Wert ist als der Mensch an
sich; auf freundschaftliche Geselligkeit und gutes Miteinander legt er in seinem Stammtisch Baden-
Württemberg viel Wert. Zudem man hier im Süden sehr eng mit den 356-Liebhabern aus der Schweiz und
Österreich verbunden ist. „Jeder, der Freude, gute Laune und die Bereitschaft hat, sich bei uns in der
Gemeinschaft zu zeigen, ist jederzeit willkommen“
, ergänzt Schmid. Wobei für ihn dabei auch gerne die VWKäfer
dazugehören. Die, wie er sagt, „Brüder im Geiste“ sind, und so auch jüngere Enthusiasten mit der
Liebe zum im Heck liegenden Boxermotor näher an seinen den 356 Stammtisch Baden Württemberg und
seine Ausfahrten bringen. Er selbst ist durch und durch mit dem Porsche 356 verbunden: „Es vergeht kein
Tag, an dem ich nicht in meine Garage gehe und in diese wunderschönen glücklichen Augen des Porsche
356 schaue. Es gibt für mich nichts Schöneres als die Chromringe der Scheinwerfer zu streicheln, das lebe
ich.“

Passend zum Jubiläum der Porsche Sportwagen organisiert Claus Schmid mit seinem 356-Stammtisch in der
baden-württembergischen Stauferstadt Schwäbisch Gmünd das Porsche Club 356 Deutschlandtreffen. Und
je mehr man sich mit ihm über die Veranstaltung unterhält, um so deutlicher wird, wie sehr ihm der
menschliche Moment näher am Herzen liegt als das Drehmoment.

Porsche Club News: Claus Schmid, der Stammtisch hier im Süden veranstaltet das kommende 356
Deutschlandtreffen in Schwäbisch Gmünd. Die Frage erlauben wir uns mal scherzhaft: Was macht
man in Schwäbisch Gmünd?
Claus Schmid:
Eine gute Frage. Wir wissen: Schwäbisch Gmünd ist nicht Paris, New York, London oder
Berlin. Zumindest nicht so groß und bewegend, aber mindestens (!) so schön, wenn nicht sogar schöner.
Spaß beiseite: Schwäbisch Gmünd ist die älteste Stauferstadt, eine Stadt mit unglaublichem Flair,
reichhaltiger Geschichte, mit großen Firmen und einer tollen Landschaft – den Kaiserbergen, dem
Schwäbischen Wald, mit dem Limes voller kulturgeschichtlicher Spuren der Römer und Staufer, den
liebreizenden Weinbaugebieten im oberen Remstal – mit Stuttgart und dem Porsche Museum vor der Türe.
Es gilt also vieles zu entdecken und zu genießen.

Angekündigt haben Sie das Treffen als eine gesellige Veranstaltung, die auch die Öffentlichkeit
einbinden möchte. Was haben Sie in der Planung?

Claus Schmid: Wir wollen den Menschen zeigen, dass die Fahrzeuge nicht verschollen, verschwunden und
vergangen sind. Dass man sie immer noch fahren, erleben und anfassen kann. Der Porsche 356 ist ein
Fahrzeug – und Fahrzeuge müssen gefahren werden. Wir wollen damit einem Thema entgegenwirken, das
beim Porsche 356 heute eine sehr wichtige Rolle spielt: das Fahrzeug als Wertanlage, als sogenanntes
„Garagengold“. Wir als Club betrachten das Fahrzeug als ein Kraftfahrzeug, das wir besitzen, benutzen und
damit letztlich erhalten, um es in ferner oder naher Zukunft einer nächsten Generation als Kulturgut
weitergeben zu können. Und dazu gehört auch das Zeigen in der Öffentlichkeit.

Wobei der Porsche 356 inzwischen ein sehr wertvolles Fahrzeug ist und es von daher
nachvollziehbar ist, dass es in Sammlungen verschwindet, und nicht mehr auf der Straße zu sehen ist?

Claus Schmid: Natürlich – und es wird auch immer Sammler und Anleger geben, die so ein Fahrzeug ihres
Wertes wegen kaufen. Wir als Club wollen das Fahrzeug aber weder als Statussymbol noch als Wertanlage
sehen. Wir wollen es als etwas sehen, das als technisches Kulturgut zu erhalten ist: Weil wir Emotionen mit
unseren Fahrzeugen verbinden – mit ihrer Technik, der Qualität, der beständigen Weiterentwicklung, dem
Fahrverhalten. Weil uns die Menschen, die sie konstruiert und gebaut, gefahren und geliebt haben,
interessieren: Filmstars, Rennfahrer, Unternehmer und Zeitzeugen; aber auch ganz normale Besitzer – in
ihrer damaligen Zeit vielleicht etwas mehr Draufgänger und Abenteurer als üblich. Das ist es, was uns mit der
rein technisch betrachteten Konstruktion 356 verbindet und das Fahrzeug zu einem emotionalen Gegenstand
macht. So etwas zu besitzen und es erhalten zu dürfen, das ist das, was uns als Besitzer stolz machen sollte.
Zugegeben: In Zeiten, in denen ein gut erhaltenes Exemplar astronomische monetäre Höhen erreicht, ein
etwas idealistisches Ansinnen.




Claus Schmid

Sie wollen vor allem mit einer besonderen Ausstellung die Öffentlichkeit einbinden?
Claus Schmid:
Wir wollen grundsätzlich überall, wo wir in Schwäbisch Gmünd und Umgebung sind, die
Fahrzeuge fahren und zeigen, die Öffentlichkeit an unserer Freude an den Fahrzeugen teilhaben lassen,
damit in Berührung kommen lassen und Besitzer und Zeitzeugen erzählen lassen über Technik, Entwicklung
und Produktion der Fahrzeuge – zum Beispiel in der geplanten Fahrzeugausstellung während des Treffens.

Was erwartet uns da?
Claus Schmid: Wie gesagt, das grundsätzliche Dilemma mit dem Wertzuwachs der Fahrzeuge ist ja: Sie
verschwinden in den Garagen und geraten in Vergessenheit. Uns war es bei der Planung einfach wichtig,
besondere und seltene Fahrzeuge aus dem Besitz der Clubmitglieder ausstellen zu können. Fahrzeuge, die
man sonst einfach nicht mehr sieht. Wir machen also eine Ausstellung im Kongress Zentrum Schwäbisch Gmünd, holen die Schätze aus der Garage und zeigen mal wieder die guten Stücke in der Öffentlichkeit: von der geteilten Scheibe bis zur Knickscheibe. Eine Besonderheit dürfte ein Carrera 2 Cabriolet sein, das man auch nicht mehr so oft sieht. 
Vom Museum bekommen wir eventuell ein frühes Alufahrzeug. Wir setzen die Grenze aber nicht beim
Porsche 356, sondern gehen bis zum 964 der luftgekühlten 911-Reihe. Unsere Mitglieder haben ja nicht nur
den 356, sondern auch andere Porsche Fahrzeuge: Dem Porsche 356 gehört die Emotion, dem Porsche 911
die Leidenschaft.

Außerdem erwarten Sie auch noch besondere Gäste?
Claus Schmid:
Das wird spannend und etwas Besonderes. Mit unserem Hauptsponsor, der Firma Reutter,
haben wir gemeinsam die damaligen Reutter-Mitarbeiter für einen Nachmittag und Abend eingeladen. Sie
haben ja die Karosserien gebaut und können aus ihrem Arbeitsleben erzählen und sich sicherlich mit den
heutigen Besitzern bestens austauschen. Das wird für beide Seiten ein Erlebnis.
Zudem haben wir ja das Glück, dass noch die Rennfahrer aus den 50er-Jahren unter uns sind: Hans
Herrmann und Herbert Linge. Die beiden werden am Treffen teilnehmen und auch im Rahmen der
Veranstaltung aus ihrem Leben erzählen. Das wird ebenfalls ein unvergesslicher Moment werden. Die
passenden Rennfahrzeuge werden wir auch zeigen. Auch die Strähle-Fahrzeuge werden da sein, vielleicht
sogar der lange untergetauchte „V2“ von Paul Ernst Strähle. Roland Asch wird ebenfalls zu uns stoßen. Und
besonders freuen wir uns auf das 356-Clubmitglied Walter Röhrl. Der will dann mit einen ganz besonderen
356 mitfahren und teilnehmen. Mehr kann ich da aber noch nicht verraten.

Also ich freue mich schon auf die vielen tollen Momente, bei denen wir alle gemeinsam genießend durch die
Garage und die Ausstellung wandern und sich an allen Ecken, Enden und Fahrzeugen kleine Grüppchen
bilden, um sich auszutauschen, zu palavern, zu schnacken oder wie wir im Schwäbischen sagen:
„miteinander zu schwätza“.

Eigentlich auch eine gelungene Jubiläumsveranstaltung zum Sportwagen-Jubiläum?
Claus Schmid:
So denken wir auch: Alles gemeinsam unter einem Dach zusammenführen. Menschen, die
die Fahrzeuge als Kulturgut erhalten, Menschen, die damit beruflich zu tun hatten – in der Produktion, als
Fahrer, als Angestellte der Porsche AG –, Sponsoren, die direkt mit dem Erhalt des Kulturgutes zu tun
haben. Das alles zusammengeführt in einer Region, die die Wiege der Marke darstellt. Ausgeführt und
geprägt mit einer gehörigen Portion schwäbischer Gemütlichkeit.

Was bieten Sie in Schwäbisch Gmünd selbst?
Claus Schmid:
Für die Teilnehmer soll die Veranstaltung in erster Linie Urlaub sein. Unter dem Motto „Nichts
muss – alles kann“ haben wir vielfältige Aktivitäten zusammengestellt, die zum Teil parallel laufen und den
Teilnehmern entsprechende Wahlmöglichkeiten bieten. Die Teilnehmer können am Freitag zwischen
verschiedenen Touren wählen – mit oder ohne ihren 356. Da geht es ins Remstal, durch den Schwäbischen
Wald oder zum Porsche Museum nach Zuffenhausen. Zudem kann man in Schwäbisch Gmünd schöne
Stadttouren genießen: Wir machen ein sehr vielfältiges Angebot, bei dem auch die bei fahrenden Gattinnen
speziell berücksichtigt werden. Da können die Herrenfahrer sich ruhig mal in Rücksicht üben und ihre
American Express bereitstellen – Schwäbisch Gmünd ist eine ganz tolle Gold- und Silberschmiedestadt. Als
Ausgleich für die Herren gibt’s während der gesamten Tage Technik-Workshops zu unseren geliebten
Schätzen. Am Samstag starten wir dann zu unserer Wertungsfahrt durch das Stauferland und durch den
Schwäbischen Wald, bis hoch nach Schwäbisch Hall. Immer mit dabei: die Geschichte der Staufer, der
Römer und tolle Straßen in einer besonderen Landschaft.
Insgesamt wollen wir alles in einem ungezwungenen und entspannten Rahmen ablaufen lassen und ein „so
genannter“ Galaabend ist nicht geplant. Wir essen gut – damit wir uns gut unterhalten können. Es gibt keine
Hintergrundbeschallung – wir machen Musik mit unseren Gesprächen. Wir wollen miteinander reden – mit
Herbert Linge, Hans Herrmann, Walter Röhrl oder Roland Asch; und den Zeitzeugen beim Erzählen zuhören.
Fünfarmige Kronleuchter wird man bei uns nicht finden.

Das klingt nach einer sehr schönen Veranstaltung. Da können wir Ihnen nur noch gutes Gelingen
wünschen!
Claus Schmid:
Das Organisationsteam, das mit mir im Wesentlichen aus sechs Leuten besteht – Bärbel
Schlegel für die Außendarstellung, Wilfried Straka für die Organisation, Dietmar Niedrist für die Technik,
Andreas Spieth für die Ausfahrten, Michael Braun als Mädchen für alles und nicht zu vergessen meine liebe
Frau Susanne für die Buchhaltung und die Finanzen, steht in den Startlöchern. Die regionalen Oldtimerclubs,
gerade die Käferfreunde Göppingen und der Club für den klassischen 911 Südwest mit seinem Präsidenten
Carsten Prochaska werden uns unterstützen. Das beste Ergebnis erreicht man immer in der Gemeinschaft
und mit starken Partnern.
Und was ich noch hinzufügen möchte: Wir freuen uns über jeden Porsche 356 Enthusiasten und
Clubbegeisterten, der vielleicht zu der Zeit in der Region ist und Lust hat bei uns vorbeizuschauen. Wie
gesagt, es gibt viel zu erleben.

Artikel: 
© 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. 

Porsche 356 Club Deutschland
Der Porsche 356 Club Deutschland wurde 1975 als Porsche 356 Vereinigung gegründet und kümmert sich um den Erhalt und die Pflege der Fahrzeuge 356, 550 und 904. Der Club ist rund 650 Mitglieder stark, einige kommen auch aus Europa und Übersee. Der Club ist in Stammtische unterteilt und damit regional aktiv.

Der 356 Stammtisch Baden-Württemberg
Bei rund 186 Mitgliedern im Stammtisch Baden-Württemberg umfasst die Region über 300 Porsche 356. Regelmäßige Ausfahrten und Treffpunkte für geselliges Beisammensein prägen die regionalen Aktivitäten. Der Stammtisch hat seinen Sitz in Adelberg, nahe Stuttgart.

Das 43. Deutschlandtreffen in Schwäbisch Gmünd
07. bis 09. September 2018
Schwäbisch Gmünd (ca. 50 Kilometer östlich von Stuttgart)
www.356-stammtisch-baden-wuerttemberg.de

Die Veranstalter des Treffens haben ein reichhaltiges und vielfältiges Programm zusammengestellt – unter anderem die während der Tage ausgerichtete Ausstellung besonderer Sammlerstücke aus der Porsche Historie. Die Ausstellung ist tagsüber öffentlich zugänglich; der 356 Stammtisch Baden-Württemberg freut sich über interessierte Besucher.
 

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