Aus der Werkstatt

Liegengeblieben? Was nun?

Wie man Autos richtig abschleppen tut

Das Auto hat eine Panne und der einzige Ausweg heißt abschleppen. Das kann ein Abschleppdienst übernehmen oder aber es stehen ein fahrtüchtiges und geeignetes Fahrzeug und eine helfende Person zur Seite. Dann kann man das Auto auch selbst abschleppen. Natürlich wird dafür ein Abschleppseil oder eine Abschleppstange benötigt. Doch was ist besser und wie schleppt man überhaupt richtig ab?

Grundsätzlich ist es nur erlaubt, ein Auto abzuschleppen, wenn das Fahrzeug vor Ort nicht mehr repariert werden kann – wie zum Beispiel bei Defekten in der Elektronik oder auch beim Auslaufen von Kühlflüssigkeit.

Behindert ein Fahrzeug den Straßenverkehr oder steht auf der Autobahn, muss zunächst die Gefahrenstelle gesichert werden. Nach der Eigensicherung muss das Fahrzeug für das Abschleppen vorbereitet werden -> Abschlepphaken muss vorbereitet werden. Ältere Modelle besitzen einen angeschweißten Haken, wärend man bei neueren Modellen diesen in eine spezielle Öse hineindreht. Kommt ein defektes Auto an den Haken, muss man den Schlüssel im Zündschloss auf der ersten Stufe stecken zu lassen. Denn sonst kann das Lenkradschloss einrasten. Bei einem Fahrzeug mit Startknopf muss man den Knopf länger drücken, ohne dabei das Bremspedal zu treten.

Das Abschleppseil bzw. die Abschleppstange muss für das Gewicht des Pannenautos ausgelegt sein. Zudem sollte das abzuschleppende Fahrzeug nicht wesentlich größer und schwerer sein als das Zugfahrzeug. 

Vor- und Nachteile Abschleppseil und Abschleppstange

Generell ist es einfacher, ein Auto mit einer starren Stange abzuschleppen. Denn die Abschleppstange sorgt stets für einen konstanten Abstand zwischen beiden Fahrzeugen und verhindert, dass der Hintermann versehentlich auffährt.

Vorsicht: Man hat beim Abschleppen nur einen sehr geringen Abstand zum Vordermann. Deshalb immer bremsbereit sein!

Das kann schneller passieren, als man denkt. Denn bei einem Pannenfahrzeug ist die Bremswirkung deutlich verringert, da bei ausgeschaltetem Motor der Bremskraftverstärker zur Unterstützung fehlt. Dennoch sollte das – mit Abschleppstange geschleppte – Fahrzeug immer mit bremsen. Außerdem lässt sich das Auto während des Abschleppens schwerer lenken. Einziger Nachteil der Abschleppstangen: Sie sind schwerer und meist teurer als ein Seil.

Wer mit Seil abschleppt, muss es am jeweiligen Abschlepphaken der beiden Fahrzeuge befestigen und zwischen die Autos hängen. Sie dürfen dabei nur Seile verwenden, die zum Abschleppen gekennzeichnet und nicht länger als 5 Meter sind.

Beide Fahrzeuge müssen beim Abschleppen die Warnblinkanlage und bei Dunkelheit die Beleuchtung einschalten. Bei einem defekten Auto gilt immer: Zündschlüssel auf die erste Stellung drehen, Gang raus und Handbremse lösen!

Sofern bei Automatikfahrzeugen die Elektronik noch intakt ist, die Schaltung immer auf N stellen und in jedem Fall langsam anfahren. Bei Autos ohne Zündschloss und mit Startknopf muss meistens ohne Treten der Bremse der Startknopf für ein paar Sekunden gedrückt werden, damit das Lenkradschloss und die Automatik entriegelt werden können.

Weil der Warnblinker während des Abschleppens bei beiden Autos ohne Unterbrechung eingeschaltet bleiben muss, müssen Richtungsänderungen per Handzeichen angezeigt werden. Beim Linksabbiegen ist das einfach. Beim Rechtsabbiegen sollte der Fahrer am besten mit der Hand aus dem linken Seitenfenster heraus über das Autodach nach rechts deuten. Auf jeden Fall sollte man sich vorher absprechen, wie man sich verständigt. Alternativ ist ein Telefonkontakt über die Freisprechanlage wärend des Abschleppens sinnvoll, um Richtungsänderungen abzusprechen.

Streikt nach einem Totalausfall der Fahrzeugelektrik der Warnblinker, dürfen Sie das Auto nicht abschleppen. In dem Fall muss das Auto professionell verladen werden.

Wie schnell darf man beim Abschleppen fahren?

Eine Höchstgeschwindigkeit gibt es nicht. Es empfiehlt sich aber, langsam zu fahren, denn bei Motorausfall arbeiten Lenk- und Bremshilfe sowie die Getriebekühlung nicht. Bei niedrigem Tempo bleibt dem Fahrer des Pannenautos trotzdem genügend Zeit, um zu reagieren. 50 km/h sollten nicht überschritten werden. Auch hier ist es gut, wenn sich die Fahrer vorher darüber verständigen, wie schnell sie fahren wollen.

Abschleppen auf der Autobahn: Das ist erlaubt

Auf der Autobahn ist Abschleppen nur erlaubt, wenn die Panne auch dort passiert ist. Die Autobahn ist dann sofort an der nächsten Ausfahrt zu verlassen. Wer weiterfährt und kontrolliert wird, zahlt 20 Euro Bußgeld. Auch wer mit einem defekten Auto im Schlepptau auf die Autobahn auffährt, muss mit 20 Euro Geldbuße rechnen.

Autos mit Automatikgetriebe abschleppen

Ob und wie weit sich ein Auto abschleppen lässt, hängt vom Getriebe ab. Automatikmodelle sind oftmals empfindlich. Deshalb können Sie ein Automatikfahrzeug auch nur in Stufe N für wenige Kilometer gefahrlos abschleppen, sonst könnte eine starke Wärmeentwicklung erhebliche Schäden verursachen.

Einige Automatikmodelle besitzen aber eine Funktion, mit der sich die Verbindung zwischen Antriebsachse und Getriebe entriegeln lässt. Dafür ist ein Blick ins Handbuch ratsam.

Vorsicht: Elektroautos nicht abschleppen!

Elektroautos müssen in der Regel verladen und können nicht gefahrlos abgeschleppt werden, denn meist wird über eine Achse noch Energie im Elektromotor erzeugt. Fließt die Energie im E-Motor ohne aktivierte Elektronik, kann es zu hohen Induktionsspannungen kommen, die die Steuerungselektronik schädigen.

Zu guter Letzt: Wer ein Auto abschleppt, sollte es immer auf dem kürzesten Weg zur nächstgelegenen Werkstatt bringen.

 

Eure Veronique


 

 

 

 

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