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Liegengeblieben? Was nun?
Wie man Autos richtig abschleppt – ein Leitfaden für den Pannenfall.
Das Abschleppen ist nur erlaubt, wenn das Fahrzeug nicht vor Ort repariert werden kann. Vor dem Start muss die Gefahrenstelle gesichert und das Fahrzeug vorbereitet werden (z.B. Abschlepphaken eindrehen, Schlüssel auf Zündstufe 1). Nutzen Sie ein auf das Gewicht ausgelegtes Abschleppseil (max. 5m) oder eine Stange. Beide Fahrzeuge müssen die Warnblinkanlage eingeschaltet haben; Richtungswechsel werden per Handzeichen angezeigt. Fahren Sie langsam (max. 50 km/h) und verlassen Sie die Autobahn sofort an der nächsten Ausfahrt. Bei Automatikfahrzeugen nur in Stufe N über kurze Distanzen abschleppen; Elektroautos dürfen in der Regel nicht abgeschleppt werden, sondern müssen verladen werden.
Im Detail
Das Auto hat eine Panne und der einzige Ausweg heißt Abschleppen. Dies kann ein professioneller Abschleppdienst übernehmen, oder aber man organisiert den Transport selbst, sofern ein fahrtüchtiges und geeignetes Fahrzeug sowie eine helfende Person zur Verfügung stehen. Natürlich wird dafür ein Abschleppseil oder eine Abschleppstange benötigt. Doch was ist besser und wie schleppt man überhaupt richtig ab?
Grundsätzlich ist es nur erlaubt, ein Auto abzuschleppen, wenn das Fahrzeug vor Ort nicht mehr repariert werden kann – wie zum Beispiel bei Defekten in der Elektronik oder auch beim Auslaufen von Kühlflüssigkeit.
Vorbereitung ist alles: Sicherheit und Fahrzeug
Bevor es losgeht, steht die Sicherheit an erster Stelle:
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Gefahrenstelle sichern: Behindert ein Fahrzeug den Straßenverkehr oder steht es auf der Autobahn, muss zunächst die Gefahrenstelle gesichert werden (Warndreieck aufstellen, Warnweste tragen).
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Fahrzeug vorbereiten: Nach der Eigensicherung muss das Fahrzeug für das Abschleppen vorbereitet werden. Der Abschlepphaken muss vorbereitet werden: Ältere Modelle besitzen oft einen angeschweißten Haken, während man bei neueren Modellen diesen in eine spezielle Öse hineindreht.
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Zündschlüssel / Startknopf: Beim Pannenfahrzeug den Schlüssel im Zündschloss auf der ersten Stufe stecken lassen. Andernfalls kann das Lenkradschloss einrasten. Bei einem Fahrzeug mit Startknopf muss man den Knopf länger drücken, ohne dabei das Bremspedal zu treten, um Lenkradschloss und Getriebe zu entriegeln.
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Geeignete Hilfsmittel: Das Abschleppseil bzw. die Abschleppstange muss für das Gewicht des Pannenautos ausgelegt sein. Zudem sollte das abzuschleppende Fahrzeug nicht wesentlich größer und schwerer sein als das Zugfahrzeug.
Abschleppseil oder Abschleppstange? Vor- und Nachteile
Die Wahl des Hilfsmittels hat Auswirkungen auf den Abschleppvorgang:
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Abschleppstange: Generell ist es einfacher, ein Auto mit einer starren Stange abzuschleppen. Die Abschleppstange sorgt stets für einen konstanten Abstand zwischen beiden Fahrzeugen und verhindert, dass der Hintermann versehentlich auffährt.
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Vorsicht: Man hat beim Abschleppen nur einen sehr geringen Abstand zum Vordermann. Deshalb immer bremsbereit sein! Die Bremswirkung des Pannenfahrzeugs ist deutlich verringert, da bei ausgeschaltetem Motor der Bremskraftverstärker zur Unterstützung fehlt. Dennoch sollte das geschleppte Fahrzeug immer mitbremsen. Außerdem lässt sich das Auto während des Abschleppens schwerer lenken.
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Nachteil: Abschleppstangen sind schwerer und meist teurer als ein Seil.
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Abschleppseil: Wer mit Seil abschleppt, muss es am jeweiligen Abschlepphaken der beiden Fahrzeuge befestigen und zwischen die Autos hängen. Sie dürfen dabei nur Seile verwenden, die zum Abschleppen gekennzeichnet und nicht länger als 5 Meter sind.
Wichtige Regeln beim Abschleppen:
- Warnblinker: Immer an beiden Fahrzeugen einschalten. Bei Dunkelheit zusätzlich Beleuchtung nutzen.
- Pannenfahrzeug: Zündschlüssel auf erste Stellung, Gang raus, Handbremse lösen.
- Automatikfahrzeuge: Schaltung auf "N" stellen, langsam anfahren. Bei Startknopf: kurz drücken (ohne Bremse) zum Entriegeln.
- Richtungswechsel: Per Handzeichen (da Warnblinker an). Absprache der Fahrer wichtig.
- Elektronikausfall: Wenn Warnblinker streikt, nicht abschleppen – nur Verladung ist erlaubt.
Tempo und Ziel: Wo und wie schnell darf ich fahren?
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Geschwindigkeit: Eine Höchstgeschwindigkeit gibt es zwar nicht festgeschrieben, es empfiehlt sich aber, langsam zu fahren. Bei Motorausfall arbeiten Lenk- und Bremshilfe sowie die Getriebekühlung nicht. Bei niedrigem Tempo bleibt dem Fahrer des Pannenautos trotzdem genügend Zeit, um zu reagieren. 50 km/h sollten nicht überschritten werden. Auch hier ist es gut, wenn sich die Fahrer vorher darüber verständigen, wie schnell sie fahren wollen.
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Abschleppen auf der Autobahn: Auf der Autobahn ist Abschleppen nur erlaubt, wenn die Panne auch dort passiert ist. Die Autobahn ist dann sofort an der nächsten Ausfahrt zu verlassen. Wer weiterfährt und kontrolliert wird, zahlt 20 Euro Bußgeld. Auch wer mit einem defekten Auto im Schlepptau auf die Autobahn auffährt, muss mit 20 Euro Geldbuße rechnen.
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Ziel: Wer ein Auto abschleppt, sollte es immer auf dem kürzesten Weg zur nächstgelegenen Werkstatt bringen.
Besondere Fälle: Automatik und Elektroautos
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Autos mit Automatikgetriebe: Ob und wie weit sich ein Auto abschleppen lässt, hängt vom Getriebe ab. Automatikmodelle sind oftmals empfindlich. Deshalb können Sie ein Automatikfahrzeug auch nur in Stufe N für wenige Kilometer gefahrlos abschleppen, sonst könnte eine starke Wärmeentwicklung erhebliche Schäden verursachen. Einige Automatikmodelle besitzen aber eine Funktion, mit der sich die Verbindung zwischen Antriebsachse und Getriebe entriegeln lässt. Dafür ist ein Blick ins Handbuch ratsam.
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Vorsicht: Elektroautos nicht abschleppen! Elektroautos müssen in der Regel verladen und können nicht gefahrlos abgeschleppt werden, denn meist wird über eine Achse noch Energie im Elektromotor erzeugt. Fließt die Energie im E-Motor ohne aktivierte Elektronik, kann es zu hohen Induktionsspannungen kommen, die die Steuerungselektronik schädigen.