Benzingespräche

Ein erstklassiger Wagen wird 50!

Mercedes Benz 280er mit M110 Motor

Was im April 1972 in Hockenheim präsentiert wurde, war ein echtes Novum aus dem Hause Daimler-Benz.

280CE in Möwengraumetallic mit 4 Gang Getriebe. Einer der ersten (180.) aus April 1972.

So wie man die neue Hinterachse des /8 im Stuttgarter Jargon als „Diagonal-Pendelachse“ bezeichnete, um die leicht antiquierte Achse der 1972 abgelösten Baureihe - W108 und 109 - nicht zum alten Eisen abzustempeln, war auch hier Understatement angesagt. Was als 250E/8 oder 250 2,8 in den neuen KFZ- Briefen stand, hatte es in sich.

280 CE von Ralf von BELMOT

Mit einem Hubraum von 2717 cm³ hatte man dem neuen 280er, der parallel als Limousine und Coupé präsentiert wurde, einen Doppelnocker namens M110 spendiert. Mit halbkugelförmigen Brennräumen für optimale Verbrennungsabläufe. Die Ölkrise war noch nicht abzusehen und so war auch hier das Gebot der Stunde optimale Abgaswerte mit der D-Jetronic zu erreichen, der Verbrauch war eher zweitrangig.

Wer schon einmal einen 280CE mit D-Jetronic gefahren hat, weiß, dass die Zuverlässigkeit und die Beschleunigung für damalige Verhältnisse erstklassig waren. Auch wenn es heute vergessen ist, weil die Preise für den Porsche 911 im Gegensatz zum Mercedes Benz 280 CE geradezu astronomisch sind. Die Fahrleistungen der 280er als Einspritzversion waren dem 911 T aus Zuffenhausen ebenbürtig.

Damals frisch aus Frankreich abgeholt

Zuverlässigkeitsprobleme, die letztlich dazu führten, dass man 1977 von der elektronischen D-Jet-Einspritzung einen Rückschritt zur mechanisch gesteuerten K-Jetronic machte, liegen aus heutiger Sicht eher am mangelnden Fachwissen der Werkstätten, die seinerzeit oft nicht über die entsprechenden Prüfgeräte verfügten - besonders, wenn die Coupés in 3 oder 4. Hand in freie Werkstätten gebracht wurden.

Sind die einzelnen Komponenten wie beispielsweise Druckfühler oder das „Gebiss“ im Verteiler fehlerfrei, so ist Fahrspaß vorprogrammiert, denn das Steuergerät als solches, das sich neben dem Handschuhfach versteckt, macht in der Regel auf nach fast 5 Jahrzehnten eher wenig Probleme.

"Ich liebe ihn einfach", so Ralf von BELMOT

Besonders reizvoll und aus heutiger Sicht rar, Coupés aus der ersten Serie, da diese noch über Ausstellfenster und kleine Spiegel verfügen, die Coupés der sog. zweiten Serie, haben den großen Spiegel nicht nach vorne versetzt, wie alle anderen Baureihen und die Limousinen, sondern etwas unstimmig am ursprünglichen Platz, was stilistisch tatsächlich nicht optimal umgesetzt ist. Rosttechnisch, nehmen sich die beiden Serien übrigens nicht viel, sie waren oftmals schon Anfang der 80er Jahre ein Fall für das Schweißgerät.

Innenansicht

Wer auf Understatement wert legt, ist vielleicht auch gerne mit einer weißen 280E Limousine unterwegs: einem echten Wolf im Schafspelz. Hier stimmt diese Beschreibung perfekt, denn nur wenige optische Details unterschieden letztlich die 185 PS Version vom bürgerlichen 200D, der zwar sparsam aber mit 55 PS auch deutlich spärlicher motorisiert war.
 

Machen sich auch gut nebeneinander

Ein großer Verkaufserfolg wurde das /8 Coupé hingegen nicht. Es war ein exklusiver fahrbarer Untersatz für diejenigen, die bereit waren, für 2 Türen weniger, mehr Geld auszugeben. Wie im Mercedes Benz /8 Buch von Detlev Rohde und Michael Koch so schön beschrieben: „Prestige kommt von Preis“ der deutlich teurere SLC (C107), den es ebenfalls in der 280er Variante gab, stahl dem Mittelklasse Coupé ein wenig die Show und wurde zeitweise häufiger bestellt als die eigentlich günstigere W114 Variante.

 Schlichtweg, ein toller Wagen

Der eigentliche Durchbruch gelang erst dem C123, also dem Coupé auf Basis der Baureihe W123. Um den stilistisch unschönen langen Kofferraumüberhang des /8 Coupés zu vermeiden, kürzte man kurzerhand das Fahrgestell und erhielt so optisch ansprechendere Proportionen, auch zu Lasten des Innen- und Kofferraumabteils.

Gegenüber 67.000 Exemplaren des zweitürigen W114 stehen knapp 100.000 Exemplare der 123 Coupe-Baureihe gegenüber. An Käufern hat es vor allem dem C123 nicht gemangelt, allein die Lieferzeiten waren gigantisch: Lieferzeiten von über 24 Monaten waren anfangs eher die Regel als die Ausnahme.

 


Euer Ralf 

 

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