Benzingespräche

Zu Besuch beim Rollerenthusiasten

Ralf von BELMOT trifft Sven Mader im "Rollerlager" zum Interview

Es ist einer der Termine, auf die man sich freut: Heute steht ein Treffen im Rollerlager bei Sven Mader an. Sven ist Sammler und echter Szenekenner von Vespas. Das Besondere an diesem Interview: Vor mir steht nicht nur ein Vespaspezialist, sondern gleichzeitig ein ehemaliger Kollege. Sven hatte die Mannheimer Versicherung verlassen, um etwas mit „alten Rollern“ auf die Beine zu stellen. Glückwunsch, das ist ihm gelungen. Doch der Reihe nach…

Foto: Sven Mader (Copyright Sven Mader)

„Das 'Vespa-Geschäft' mache ich jetzt tatsächlich schon am längsten. Nach 10 Jahren Bank, 10 Jahren Mannheimer sind es jetzt elf Jahre, seit ich weg bin“, “, erzählt Sven. Sein Schwerpunkt ist nun der Handel mit klassischen Vespa Rollern. Dabei grinst er und man weiß sofort, das ist echt sein Ding!

Und welche ist eure Lieblingsfarbe?

Aus reiner Leidenschaft hat er ein Know-how entwickelt, das nicht nur seine Kunden sondern auch die Redakteure der „Oldtimer-Markt“ zu schätzen wissen, welche schon mehrfach über und mit ihm berichteten. yes

Seltene Rennvespas, sog. "Supersprint" aus den 60er Jahren

Wie kam es zu Deiner Leidenschaft, Sven?
Mein Vater hatte neben seinem Hauptberuf einen Antikhandel und ich war an Samstagen immer gerne mit in seinem kleinen Laden in Seckenheim. Wenn das Geschäft gut lief, was zu meinem Glück meist der Fall war, gab es als Belohnung für die Hilfe im Anschluss oft einen Ausflug zur Rheingoldhalle. Dort war eine Betonbahn auf der man mit batteriebetriebenen „Kinderautos“ der Firma Ihle / Bruchsal fahren konnte. Ich finde die Autos heute noch klasse und besitze inzwischen drei davon. Meine beiden Töchter lieben die genauso wie ich damals, die fahren damit stundenlang, bis die Batterie leer ist… (siehe Foto). Das war für mich persönlich der Einstieg in meine „Automobilität“.

Mit welchem Auto fing es dann an, „klassisch“ zu werden?
Ich bin in Ladenburg aufgewachsen und besuchte mit meinem Vater an Pfingsten immer das Benztreffen auf der Neckarwiese, das hat mich immer fasziniert und letztendlich geprägt.

Relativ früh, mit 24 Jahren, kaufte ich mir dann eine Pagode. Der Mercedes war damals eigentlich mehr ein alter SL als ein gehypter Klassiker aber er gefiel mir gut, vor allem das unschlagbare Design, so dass ich das Modell heute noch sehr gerne fahre.

Perfekter Begleiter auf Mader's Italientrip

Und wie kam es dann zu der Leidenschaft für Vespas?
Alte Vespas fand ich schon immer gut. Es ist das Design und die Bauart, die mich schon immer faszinierten. Als ich die Mannheimer verließ, habe ich erst einmal angefangen mir eine Vespa Sammlung aufzubauen, ich hatte jetzt die Zeit dazu und so umfasste die Sammlung schnell über 70 Vespas. Einige Modelle hatte ich bereits doppelt und da kam die Idee zum Handel, sie lag quasi auf der Hand. Ich meldete also kurzerhand ein Gewerbe an, bastelte meine Homepage www.rollerlager.de und wurde zum Oldtimer Vespa Händler.

Mittlerweile auch mit Unterstützung meiner Frau Christina, die sich unter Anderem auch um den Teilehandel kümmert. Die ganze Familie hat zum Glück viel Spaß am Thema Vespa.
Mein Spezialgebiet waren von Anfang an unrestaurierte Fahrzeuge, die sich nach Möglichkeit noch im Originalzustand befanden. Darüber hinaus fokussierte ich mich auf sehr seltene Fahrzeuge und Spezialitäten wie beispielsweise deutsche Lizenzbauten. Denn was viele nicht wissen, Vespas wurden auch bei den Hoffmann Werken und bei Messerschmitt in Deutschland in Lizenz produziert.

Schon gesehen? Die Website wurde gerade neu aufgesetzt.

Hattet ihr bisher in der Pandemiezeit Probleme?
Ganz im Gegenteil, ich hatte noch nie so wenige Fahrzeuge im Bestand wie aktuell.

Ich wurde quasi „leergekauft“. Viele, die im Lockdown coronabedingt im Homeoffice saßen oder nicht reisen konnten haben sich mit dem Thema beschäftigt und sich eine alte Vespa angeschafft. Sei es um sich handwerklich zu betätigen und sie zu überholen / restaurieren oder einfach nur um sich ein wenig „Italien“ nach Hause zu holen und die Region mit der Vespa zu erkunden.

Leergekauft, klingt gut – Was ist Dir lieber: original oder restauriert?
Wenn es geht immer original! Ich habe auch in meiner eigenen Sammlung nur Fahrzeuge im Originalzustand. In der Anfangszeit war – bei Oldtimern ist das ähnlich – die Nachfrage nach restaurierten sprich, neulackierten Fahrzeugen mit neuen Chromteilen höher als nach patinierten.
Das war mir aber egal, dazu muss man wissen, es kam/kommt auch viel „Restauriertes aus Asien“ was aber eben nicht original und genauso wenig authentisch ist.
Ich konzentrierte mich also, wie schon gesagt, auf die originalen Fahrzeuge, vorwiegend aus deutscher Herkunft und hob ich mich von Beginn von anderen Händlern ab, denn bei mir gab es diese restaurierten Fahrzeuge nicht. Die Fahrzeuge sollten ihr alter und ihren Lebensweg zeigen. Der Kunde konnte dann selbst entscheiden, was er aus dem Fahrzeug macht.

Eine authentische, unrestaurierte Vespa zu finden ist ja jetzt nach 60 oder 70 Jahren deutlich schwieriger geworden, deswegen kommen genau die Sammler, die eine solche Vespa suchen, gezielt zu mir. Viele meiner Kunden sind „Wiederholungstäter“ und kaufen seit Jahren bei mir. Ich weiß in der Regel sehr genau was sie suchen und was in ihren Sammlungen noch fehlt bzw. was passen könnte. Die wenigsten meiner Kunden besitzen nur eine Vespa.

Wie schon gesagt, mag ich es sehr, wenn der Lack die Spuren der Jahre trägt oder auch das Chrom nicht mehr glänzt wie am ersten Tag.

Im Sommer war ich mit zwei Freunden und alten originalen Vespas in der Toskana unterwegs, da kamen regelmäßig Italiener – „ah bella  - ah Vespaaaa - oh Germania Germania“,… (Oh Deutsche). Auch im Heimatland sind inzwischen die tatsächlich unberührten Vespas eine Seltenheit geworden. Ich war mit dieser hier auf dem Bild dort.

Standardfrage, welche Autos müssen neben der Vespa in Deiner Garage stehen?
Ein 69er Maserati Ghibli und eine 65er Mercedes Pagode sind schon hier.
Ich hätte noch Lust auf einen ein Mehari von Citroen als Kontrast, den finde ich klasse.

Der 69er Maserati Ghibli
... und die 65er Mercedes Pagode

Vielen Dank für das Interview!


Euer Ralf 

 

 

 

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