Benzingespräche

Opel Besuch: Teil I

Opels schwarze Witwe

Schnell wie der Blitz, rabenschwarz mit gelber Schrift und mit einem röhrenden Motor. Die "Schwarze Witwe" war in ihrer aktiven Zeit ein herausfordernder Gegner, der Kampf war meist kurz aber "tödlich". Wir haben einem originalgetreuen Nachbau gegenübergestanden und mehr über die Geschichte von Original und Nachbau erfahren.

Auge in Auge mit der "Schwarzen Witwe"

Heute ist das BELMOT Team in Rüsselsheim unterwegs. Rüsselsheim ist Autoliebhabern selbstverständlich ein Begriff. Wir besuchen OPEL, genauer gesagt die Oldtimerwerkstatt von Opel, die normalerweise nur Teilnehmern von großen Opel Werksführungen oder Mitarbeitern offen steht. Zunächst werden wir jedoch von Uwe Mertin, der die Classic Abteilung bei Opel verantwortet, in der großen, modernen Hauptverwaltung empfangen. Was uns dort recht schnell während des Interviews ins Auge sticht, ist (ein Nachbau der) "Schwarzen Witwe": ein schwarzer Rekord C1900, der Ende der Sechziger Jahre gebaut wurde. Der dunkle Wagen trägt eine auffällige gelbe Beschriftung, ziemlich breite Reifen, einen Überrollkäfig wie es bei Rennautos üblich ist, sowie eine Kühlöffnung unter der vorderen Stoßstange. Der Original-Wagen war in den Sechzigern ein Projekt von motorsportbegeisterten Opel-Mitarbeitern und dem damaligen Designchef Anatole Lapine, das im Geheimen entstand, erzählt uns Uwe Mertin. Geheim deshalb, weil damals Rennautos bei Opel nicht produziert werden durften. Keine der amerikanischen Marken der Opel-Mutter GM betrieb damals Motorsport, also war dies für die Tochter undenkbar. Trotz dieser Einschränkung durch das Unternehmen ließ sich die Gruppe nicht abhalten.

Aufgrund des Verbots musste das Fahrzeug jedoch nach Fertigstellung abgegeben werden. Es ging in einen österreichischen Rennstall in Österreich über, dessen damaliger Besitzer Kurt Bergmann ein großer Opel-Automobilhändler war und wurde auch auf Rennen eingesetzt. Niki Lauda fuhr zum Beispiel als damals ungefähr Zwanzigjähriger auch mal die Schwarze Witwe. Dann verschwand das Fahrzeug aber vom Erdboden. In der Zwischenzeit wechselte Anatole Lapine von Opel zu Porsche. Es vergingen viele Jahre, in denen Jens Cooper, Mitarbeiter der Opel Oldtimerwerkstatt, schließlich den Plan fasste, die Schwarze Witwe originalgetreu nachzubauen, da das Original weiterhin verschollen war. Das gestaltete sich ohne genaue Baupläne nicht so einfach. Als Anatole Lapine im Seniorenheim lebte, besuchte Jens Cooper ihn dort. Der Plan war, ein zweites, authentisches Exemplar zu schaffen, das als Anschauungsobjekt bei Opel verweilen würde. Lapine malte ihm das Fahrzeug, speziell die Hinterachskonstruktion auf, so dass Jens Cooper endlich, nach langer vorausgegangener Recherche, die Schwarze Witwe exakt nachbauen konnte. Übrigens wurde der Original-Wagen in den 6oer Jahren in Schweden aufwendig präpariert, um aus dem Motor das doppelte an Leistung im Vergleich zum Serienmotor herauszuholen. Das Ergebnis: ein röhrender Motor in einem pfeilschnellen Record C sowie Bestzeit beim internationalen Saisonfinale 1968 in Hockenheim mit Erich Bitter als Fahrer!

Egal, wo man heute in der Szene mit der "Schwarzen Witwe" hinkommt, ist sie bekannt. Das Fahrzeug erhielt seinen Namen in Erinnerung an die Spinnenart "Schwarze Witwe", deren Gift tödlich ist. Das Auto galt als unbesiegbar, weil es so stark gegenüber der Konkurrenz war.

Uwe Mertin weiht uns also erstmal in die Geschichte zur Schwarzen Witwe ein. Wir möchten aber auch mehr über ihn und seine Aufgaben erfahren, bevor wir uns gemeinsam auf den Weg in die Oldtimerwerkstatt machen. Zum Interview.

Hier geht es zu den verwandten Blogartikeln:
Interview mit Uwe Mertin
Oldtimerwerkstatt OPEL

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