Benzingespräche

Bernd Schultz - Lord of the printings

Ein Urgestein und Szenekenner ist Bernd Schultz in Bezug auf Oldtimer definitiv. Nicht selten ist er auch als Moderator bei Oldtimerveranstaltungen aktiv und einige von euch kennen ihn vermutlich bereits von regionalen Events rund um Frankfurt. Heute besuchen wir ihn in seiner Heimat Mörfelden in der Nähe von Frankfurt. Schultz, Baujahr 1953, ist jung geblieben. Seine Leidenschaft ist seine Automobilia- Sammlung, die er uns heute präsentiert. Er sammelt und handelt mit klassischen Autoprospekten, Literatur und Modellen.

Leidenschaft pur, Bernd Schultz präsentiert seine Lieblingsstücke aus der Sammlung

Doch bis dahin war es ein langer Weg, wie er heute Wolfgang Köhler und mir berichtet:

Angefangen hat alles mit einem Modellautogeschäft von 1982 bis 1988 in Frankfurt, selbstironisch fügt Schultz hinzu, dass seine überragenden Fähigkeiten, was die Buchhaltung angeht, ihn dazu bewogen haben, das Geschäft besser aufzugeben.

Was folgte, war wiederum der Verkauf von Modellen: dieses Mal in Maßstab 1:1 der Marke Jaguar. Schultz begann seine nächste Karriere bei Jaguar Deutschland in Kronberg im Verkaufsraum und war dort mangels Buchhaltungs-Aufgaben auch ungleich erfolgreicher.

Kronberg war seinerzeit der Jaguar Hauptsitz in Deutschland

Ein weiterer Vorteil: Er saß nun an der Quelle, was schöne und vor allem seltene Jaguarprospekte anging.  So kam eine stattliche Sammlung von Prospekten verschiedener Marken zusammen, die er nach Antritt seines Ruhestands jedoch en bloc verkaufte. Doch was nun mit der vielen freien Zeit anfangen, so ein paar Prospekte, das wäre doch ein schöner Zeitvertreib. Es kam wie es kommen musste, die Sammelleidenschaft war schnell wieder entfacht und so verfügt Schultz heute über ein umfassendes Archiv aller Marken, auch längst verblichener.

Da man beim Sammeln, Tauschen oder auch beim Ankauf kompletter Sammlungen aus Nachlässen immer wieder über doppelte und für die Sammlung weniger spannende Prospektexemplare stolpert, verkauft Schultz auch prinzipiell doppelte Exemplare.

Ihm geht es dabei weniger ums Geld verdienen, sagt er. „Aber wenn ich etwas verkaufe und kann davon mit meiner Frau schön Abendessen gehen, dann ist mir das Lohn genug.“

Das neue Auto in 3D – ein Trend, der auch im Automobil-Marketing ankam.
Der Hinweis „DO NOT FINGER THE GELATINE“ ist genial…


Am liebsten sammelt Bernd Schultz aber ein wenig abseits des Mainstreams, klar alle großen Marken sind vertreten, aber eine 3D-Brille im originalen Austin A35 Prospekt ist schon ein echtes Highlight. Einiges wurde früher tatsächlich deutlich liebevoller gestaltet, als dies heute der Fall ist. Selbst für ein bürgerliches Auto, wie einen Austin 1300 machte man sich den Aufwand, den Schriftzug in halber Höhe am oberen Rand auszustanzen. Die Extraportion Zeitgeist, die in vielen der Prospekte steckt ist, was die wahre Faszination ausübt.

Wer käme heute noch auf die Idee, wie im Panhard-Prospekt aus den frühen 1960ern die Größe des Kofferraums mit einem darinsitzenden Kind zu bewerben…

Besonders begehrt bei Sammlern auch Farbmuster mit originalem Leder, wobei wir wieder bei Jaguar wären, oder den kompletten Prospekt im schweren, edlen Lederetui wie bei der Präsentation des ersten Maybach von Mercedes Benz erhältlich.

Auch Youngtimer Liebhaber werden fündig. Wer schon immer das SLK Prospekt mit dem Einbanddeckel aus Aluminium haben wollte, hier gibt es gleich mehrere zu kaufen… Einfach unter Bernd Schultz per E-mail anfragen – Versand gegen Aufpreis ist natürlich möglich.

Studebaker Faltblatt von 1957 – in diesem Zustand sensationell und selten

Spannend ist, dass es auch immer noch rare Stücke gibt; auch im Bereich neuer Fahrzeuge, so beispielsweise ein deutsches Prospekt für den Alfa Romeo GTA und GTAm. Alfa Romeo Deutschland hatte für das ohnehin limitierte Modell keinen Druckprospekt geplant, doch die Händler bekamen eine englische Variante in die Hände und beschlossen kurzerhand, die englische Variante für den deutschen Markt zu adaptieren. Pech für die echten Liebhaber der italienischen Fahrkultur. Die Prospekte sind rar und auch das 500 Einheiten weltweit limitierte Modell GTA und GTAm sind bereits lange ausverkauft. Sie werden bereits über dem Neupreis von Euro 178.000,- gehandelt. Nur so lässt sich erklären, warum man einen GTAm für 234.000 Euro online finden kann, ob verkauft oder Fake, lässt sich leider nicht mehr sagen, die Anzeige wurde zwischenzeitlich gelöscht.

Nur echt mit Erstbesitzer-Namenstafel in 22 Karat Gold über dem Handschuhfach: Ford Thunderbird Heritage 1979

An dieser Stelle, lieber Bernd herzlichen Dank, wer Dich live erleben will, muss das nächste Mal nach Mörfelden kommen. Oder zur Auto-Literatur-Börse im Classicbid Centrum Rheinhessen in Crolsheim, diese findet am 29. Oktober statt.

                                                                      
Euer Ralf 

 

Ein weiterer Blogartikel zum Thema Automobilia:

Interview mit Tobias Friedrich (Ni-Cola Classics)

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