Aus der Werkstatt

BELMOT reinigt heute Ledersitze.

Heute zeigen wir euch, wie man professionell Leder reinigt.


Wichtig ist zunächst, dass das Leder sauber und staubfrei ist. Unabhängig von der tatsächlichen Pflege mit den entsprechenden Pflegemitteln ist die regelmäßige Reinigung Grundvoraussetzung, um möglichst lange Freude an gepflegten Sitzen zu haben. Gerade bei Sitzen mit Perforierung, besonders bei Mercedes Fahrzeugen und Sitzen mit Absteppung in sogenannter Pfeifenform (von den Orgelpfeifen) ist es sehr wichtig, den Schmutz zu entfernen, bevor er ins Leder eindringen kann.

Staub, Krümel und Schmutz, der sich in den Längsrillen ansammelt, wirkt mit der Zeit wie Schmirgelsand, der das Leder an den stark beanspruchten Stellen dünnschleift. Daher regelmäßig mit einem Staubsauger und einem weichen Pinsel die Zwischenräume aussaugen.

Auch hier ist Vorsicht geboten, da scharfkantige Staubsauger-Aufsätze besonders altes Leder, das nicht durchgefärbt wurde, sondern dessen Farbschicht nur auf der Oberfläche trägt, verkratzen können.

Man hat dieses Leder bis in die frühen 1980er Jahre regelmäßig verwendet. Dies ist leicht zu erkennen daran, dass bei stark beanspruchten Stellen (häufig bei den Sitzwangen am Einstieg, die Farbe abgescheuert ist) der "Naturton" des Leders durchzuschimmern beginnt.

Als Alternative - viele Hobbyschrauber besitzen auch einen selten benutzten Kompressor- mit der Ausblaspistole des Druckluftkompressors kann man an den schwer zugänglichen Stellen schonend arbeiten.

Unser Tipp: Duales System, denn doppelt hält besser! Sauger anschalten und mit der Pistole des Kompressors den Schmutz immer Richtung Sauger blasen.

Schmutz an der Oberfläche, zunächst sollte man nur mit Mikrofaser und Wasser arbeiten. Für stärker verschmutzte Stellen oder Flecken, bietet z.B. das Lederzentrum Göttingen zwei verschiedene Reiniger an, die für unterschiedlich starke Verschmutzungen in Frage kommen.

Für nicht übermäßig verschmutzte Sitze, zwei Möglichkeiten einen schonenden Reiniger selbst herzustellen:

1.Seifenschaum:
Eine klassische Variante besteht darin, Kernseife in kleine Flocken zu reiben und den Sitz anschließend z.B. mit einem Rasierpinsel einzuschäumen. Fette (Hautkontakt) und Flecke aus mineralischen Ölen können so gelöst werden.

Wichtig: diese Methode entfettet das Leder, es muss anschließend auf jeden Fall wieder gefettet werden.

2. Ein weiteres überliefertes Hausmittel zur Reinigung kann man aus einem Teil Essig auf zwei Teile Leinöl herstellen (keine Essigessenz verwenden).

In einem Gefäß verrührt oder eine Sprühflasche vermischt kann es mittels Lappen oder Bürste aufgetragen werden. Mit einem weichen trockenen Tuch, am besten Mikrofaser (Frottee geht aber auch gut) können nun Schmutzreste vom Leder entfernt werden.
Ganz wichtig ist, auch altes Leder nicht zu feucht zu reinigen, da bei Trocknung Risse oder Brüche entstehen können.

Fühlt sich das Leder nicht mehr weich und geschmeidig an, sondern eher fest und spröde, so gibt es auch hier ein Mittel, das vor der Pflege zu empfehlen ist, sofern
das Leder als solches noch nicht zu verschlissen ist:

"Leder Softener" vom Lederzentrum. Diesen kann man nach Anleitung verarbeiten und er gibt dem Leder wieder einen Teil seiner ursprünglichen Elastizität zurück - sofern noch etwas zu retten ist.
Gerade bei Oldtimern, die starker UV-Strahlung ausgesetzt waren (USA z. B. in Kalifornien oder aus dem Mittelmeerraum in Europa) ist das Hauptproblem, dass das Leder schrumpft und an Elastizität verliert, was dann unweigerlich zu Brüchen führt.

Auch dieses Problem kann der Softener nicht beheben aber die Gefahr bei noch gut erhaltenem Leder deutlich senken.

In unserem letzten Tipp "Lederpflege im Winter haben wir reines weißes Baby-Öl zur Sitzpflege verwendet. Dieses haben wir in einem Gespräch mit Diplomrestauratorin Gundula Tutt herausgefunden, ist nicht immer optimal. Gerade bei älteren Ledersitzen mit "chromgegerbtem" Leder.


Anmerkung des Autors:
Ich habe meine Ledersitze in meinem Mercedes SL von 1984 häufig so gepflegt und habe über die vergangenen 10 Jahre keinen ranzigen Geruch im Auto gehabt.

Fazit:
Natürliche Zutaten ohne Erdölgrundstoffe und frei von Silikonen sind bei der Lederpflege, die immer auf eine gründliche Reinigung folgen sollte, die erste Wahl.

Nie sollte man mehr Mittel auftragen als der Sitz aufnehmen kann, es könnte eine rutschige Schicht auf dem Leder zurückbleiben, die nicht zuletzt die eigene Sicherheit im Verkehr gefährden könnte.

Individuelle Anleitungen der Pflegeprodukte sollten auf jeden Fall beachtet werden. Sinnvoll ist auch immer, die Produkte länger einwirken zu lassen.

Genau wie bei einer gründlichen Lackpflege muss auch hier gelten: Raus aus der Sonne! Heiße Ledersitze zu pflegen macht nicht nur keinen Spaß sondern schadet auch.

Generell hat derjenige länger Freude an schönem Leder, der darauf achtet, dass die Sitze/Verkleidungen möglichst nicht längere Zeit einer hohen UV-Strahlung durch die Sonne ausgesetzt sind. Auch bei Cabrios sollte Feuchtigkeit durch Regen vermieden werden - also Verdeck bei unbeständigem Wetter lieber einmal mehr schließen.

Todsünde Nummer eins: Auf nassen Ledersitzen heimfahren!

 

PS: Und was ist mit Kunstledersitzen?

Am feinsten raus ist man wohl mit Kunstledersitzen, das gilt natürlich nicht im Hochsommer bei 30 Grad im Schatten, wenn man sich auf die schwarzen Sitze unseres Alfa Spider 2.0 fallen lässt.

Aber reinigungstechnisch kann man nicht viel falsch machen. Bei stärkerer Verschmutzung kann man wie bei dem Ledersitzen verfahren, bei weniger Verschmutzung genügt eine Kunststoffpflege und ein Mikrofaserlappen zum Nachwischen.

Wichtig: Kein Cockpit-Spray benutzen, das glänzt durch den hohen Silikonanteil wie verrückt und macht zudem den Sitz auch noch rutschig.
Hier ist es am besten, wenn man eine moderne Kunststoffpflege verwendet. Diese wirkt oftmals antistatisch und verleiht der Oberfläche einen seidenmatten Glanz.

 

 

Text von Ralf 

 

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