Aus der Werkstatt

Putzen wie die Profis - Heute: Der Frühjahrsputz

Man macht es irgendwie und manchmal sicherlich auch richtig. Nach dem Besuch bei Thomas Schäfer weiß Ralf von BELMOT, wie Autopflege wirklich funktioniert. Hier 10 Tipps für Sie:

10 Profi-Tipps, wie der Klassiker in neuem Glanz erstrahlt

Zugegeben, unser Foto-Modell der Mercedes Benz C123, in unserem Fall ein 230CE, ist natürlich nicht als Winterauto im Einsatz, aber einige Fahrten hat auch er in der kalten Jahreszeit absolviert. Doch viel mehr Pflege als Waschstraße und Inspektion hat der betagte Vorbesitzer ihm auch nicht zukommen lassen.

Jetzt wo die ersten Sonnenstrahlen locken, soll der Benz in altem Glanz erstrahlen. Viele Pflegemaßnahmen sind auch in der heimischen Garage möglich. Ralf Stumpfernagel von BELMOT hat Profi Thomas Schäfer von Glanzpunkt Wagenpflege besucht und gelernt, wie es richtig funktioniert. Dies gibt er an Sie weiter. Außerdem zeigt er, welche Fehler sich leicht vermeiden lassen.

ACHTUNG FEHLER
Fehler eins Waschen und Föhnen...
In unserem Fall muss das natürlich saugen heißen. Und das kommt zuerst. Wir putzen von innen nach außen.
Also habe ich auch 25 Jahre lang falsch herum gewaschen und gewischt.

Tipp 1: Erst innen dann außen
Als erstes sind die Gummimatten dran. Diese kann man mit einem Hochdruckreiniger säubern aber eine alte Spülbürste und eine Gießkanne mit

Wasser reichen auch. Reichlich mit Wasser nachspülen, damit kein Dreck mehr antrocknen kann.

Anschließend wird ausgesaugt. Dabei erklärt mir der Profi, dass gerade die bei Luxusautos gerne verwendeten Veloursteppiche immer in eine Richtung gesaugt werden sollten. Wer mit dem Sauger wild im Zick Zack wedelt, erhält unschöne Muster im Flor, manch einer kennt diese Muster von frisch gesaugten Gebrauchten beim Fähnchenhändler um die Ecke.

Wer es perfekt haben will, besorgt sich ein Bürste mit Gummiborsten. Am besten kauft man diese im Tierbedarf. Damit entfernt man normalerweise Tierhaare von Teppichen. Für kleine Stellen, geht auch eine kleine Wildlederbürste mit Gummikopf.

Einen Bürstenaufsatz für den Staubsauger haben die meisten zu Hause. Er eignet sich wunderbar, um Staub aus den Lautsprecherritzen und Lüftungsdüsen zu saugen.
In gleicher Art und Weise werden nun Polster und Hutablage etc. abgesaugt.

Bei normal verschmutzten Armaturenbrettern genügt ein feuchtes Mikrofasertuch vollkommen. Sollen speckige Ränder oder Flecken beseitigt werden, gilt auch hier:

ACHTUNG FEHLER
Fehler zwei - Fleck einsprühen - einwirken lassen.
Klares 'Nein' beim Oldtimer. Wir haben ja keine Waschmaschine für unseren Fahrersitz, um die Reinigungsrückstände wieder herauszuwaschen. So bleiben die ganzen Reiniger im Sitz haften und sind unter Umständen ziemlich ungesund. Dazu kommt: Nicht jeder Innenraum bzw. Fleckenreiniger ist Oldtimerkompatibel.

Tipp 2: Das Putzmittel immer mit einem feuchten Tuch aufbringen und vorsichtig tupfen.
Nie nach dem Motto: "Viel hilft viel" Flecken direkt einsprühen oder -schäumen. Je nach Anwendung hat der Profi Pinsel oder Geräte, die perfekt auf die jeweiligen Fahrzeuge angepasst sind. Im Hobbybereich können wir uns mit Pinseln in verschiedenen Ausführungen jedoch auch sehr gut behelfen. Nach dem Innenraum werden Kofferraum und je nach Verschmutzung auch der Motorraum gereinigt.

Fehler Nummer 3: Erstmal ne Motorwäsche.

Hand aufs Herz, wer stand nicht schon einmal mit feuchten Fingern an der Tankstelle und hat nach dem Hochdruckreinigen versucht seine Verteilerkappe trocken zu bekommen?

Tipp 3: Wichtig, das gilt für neue Fahrzeuge aber natürlich auch für unsere moderneren Youngtimer: kein Wasser auf elektronische Bauteile.
Gerade Steuergeräte, die ab 1985 in fast allen Fahrzeugen verbaut wurden, reagieren verschnupft auf Feuchtigkeit. Korrodierte Steckverbindungen, rissige Isolierungen (mit bloßem Auge nicht zu erkennen) lassen selbst versierte Selbermacher alt aussehen, wenn einmal Feuchtigkeit eingedrungen ist. Fehler sind dann oftmals schwer zu diagnostizieren da sie in unterschiedlichen Situationen auftreten können.

Tipp vom Profi: Trockeneis - was Trockeneis auch an schwarzen Zierleisten kann,
die in Ehren ergraut sind oder einfach nur dick mit weißer Politur vollhängen, ist verblüffend.

Für uns Selbermacher gilt hier, "Weniger ist mehr". Handarbeit ohne Hochdruckreiniger oftmals schonender .

Fahrzeugwäsche, viel Wasser und einen großen Eimer heißt Fehler Nummer 4

Tipp 4: Der Profi wäscht mit zwei Eimern - das wusste ich auch noch nicht. Ein Eimer mit Waschshampoo, einen mit Wasser.
Jedes Mal, bevor der Schwamm in dem Eimer mit Shampoo getaucht wird, wird er gründlich in klarem Wasser ausgespült und ausgedrückt. Logisch, der Sand bleibt im ersten Eimer und kann so nicht mit auf den Lack gespült werden. Anstatt eines Schwammes kann auch ein Mikrofasertuch mit langen Fasern verwendet werden.

Der Schmutz gibt uns recht, man beachte das Schmutzwasser. Das Auto wurde eine Stunde und 100 trockene Autobahnkilometer vorher durch die Waschstraße gefahren! Die 11,80 Euro hätte ich mir sparen können.

Was der Profi jetzt auspackt, kenne auch ich noch nicht. Ein Knet-Tuch! Viele kennen die professionelle Reinigungsknete so groß wie ein Stück Seife. Dieser Knet ermöglicht es, fest mit der Lackoberfläche verbundene Partikel zu entfernen; Flugrost, Baumharz, Insektenkot etc.

Das ist dann besonders wichtig, wenn der Lack anschließend poliert werden soll, wie in unserem Fall. Alle diese Partikel, wirken nämlich wie Schleifpapier, werden sie erst mit der Politur abgetragen.

Alle Eigenschaften dieser Knetmasse, die die Partikel vom Lack abträgt hat auch das Tuch, wenn man es vorsichtig feucht über den Lack zieht. Eine neuartige Beschichtung der Fasern auf dem Tuch macht dies möglich

Erstaunt hat selbst den Profi die Menge des Schmutzes, die nach Autowaschstraße und gründlicher Handwäsche im Eimer gelandet ist. Diese Menge anhaftender Schmutz
hätte unser Polierergebnis definitiv negativ beeinflusst.

Jetzt wird poliert und schon haben wir Fehler 5 und Fehler 6
Politur auf den Lack - Poliermaschine aufsetzen und los geht´s

Nein alles falsch -

Tipp 5: Die Politur wird auf den Polierteller aufgetragen und zwar sparsam und gleichmäßig.
Nur so ist gewährleistet, dass die Politur nicht nur sporadisch sondern komplett gleichmäßig den Lack erreicht.

Tipp 6: Ganz wichtig, Kabel über die Schulter!
Das vermeidet die Riefen, die durch ein scheuerndes Kabel bei den Polierbewegungen entstehen können.

Politur 4 Mal im Kreuzgang mit mäßigem Druck auftragen. Die Rotationsbewegung ist entscheidend, nicht der Anpressdruck. Also einmal längs und anschließend quer, anschließend noch einmal von vorne
Das ganze mit 50% Überlappung der polierten Fläche. d.h. jede Stelle wurde 16 Mal poliert. So wird vermieden, dass manche Stellen durchpoliert werden bzw. stumpf bleiben.

Tipp 7:
Je nach Art der Politur, ist es empfehlenswert, Zierleisten vor allem aber Gummikeder abzukleben. Die Zeit für das Abkleben spart man sich im Anschluss doppelt, da man die Politurreste nicht mühselig vom Gummi/Kunststoff rubbeln muss.

Doppelt hält besser! Wer einen gepflegten Lack hat, darf heute früher Feierabend machen. Unser Profi würde den Lack in drei Durchgängen aufbereiten. Zuerst würde er sehr matte und durch unzählige Waschstraßenbesuche aufgeraute Stellen mit 2000 oder 3000 Spezial Schleifpapier glätten. Das ist jedoch für den Endverbraucher nur bedingt zu empfehlen, da es
A) nicht auf jedem Lack verwendet werden kann
B) viel Übung und Fingerspitzengefühl erforderlich sind, um den Lack an
Ecken und Kanten nicht durchgeschliffen wird
C) ohne elektronisches Lackschichtdicken-Messgerät nicht angewendet werden sollte, da gerade bei alten Werkslackierungen die Lackstärke variiert.

Fehler Numero 8 - Wachspolitur spart Zeit und Geld.

Tipp 8:
Ein gutes Produkt unabhängig vom Hersteller, kann entweder Polieren oder Versiegeln,
alles andere ist oft nichts halbes und nichts ganzes. Verwenden Sie daher eine gute Politur egal ob von Hand oder mit der Maschine. Bedenken Sie aber, dass der Lack danach offenporig und ungeschützt ist, also allen Witterungseinflüssen ungeschützt ausgesetzt ist.

Daher ist es wichtig, den Lack mit einem Wachs, oder einer synthetischen Versiegelung zu schützen. Unser Experte schwört dabei auf ein professionelles Mittel, welches die Vorzüge von synthetischem Langzeitschutz und dem tiefen Glanz des Naturwachs Carnauba verbindet.

Tipp 9: Die Produkte sollten silikonfrei sein.
Jeder der schon einmal ein Produkt mit einem hohen Silikonanteil benutzt hat, kennt das Spiel: Das Fahrzeug hat eine wunderbare Optik, die schlagartig weg ist, wenn das Fahrzeug Nässe abbekommt oder 6 Monate Winterpause hatte. Das liegt daran, dass Waschstraßenspuren und Haarlinien-Kratzer durch das Silikon aufgefüllt werden, jedoch sind die Silikone nicht witterungs- oder alterungsbeständig.

Wer dauerhaft eine glänzende Oberfläche haben möchte, kommt nicht umhin, den Lack mit Politur mechanisch zu glätten und ihn anschließend optimal zu versiegeln.

Die Scheiben:
Zum Schluss werden die Scheiben geputzt, handelsübliche Glasreiniger schaffen das ähnlich gut, wie professionelle Schaumreiniger

Glasreiniger enthalten häufig Alkohol oder ähnliche Verbindungen.

Tipp 10:
Tropfen auf Kunststoffarmaturenbrettern oder Türverkleidungen direkt mit einem zweiten Lappen nachwischen. Gleiches gilt erst recht für Ledersitze, wenn vorhanden.
 

Um Ledersitze geht es in unserem nächsten Teil, Putzen wie die Profis.

 

 

Text von Ralf 

 

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