Benzingespräche

Dunkelgrün und schnell

Robert Babor ist spezialisiert auf blitzschnelle Spaßwagen

Robert Babor betrachtet Oldtimer aus einer anderen Perspektive: Von innen. Er ist Geschäftsführer von Racinggreen.one. Kenner werden sofort wissen, dass der Name sich ableitet aus der dunkelgrünen Lackierung, die jahrzehntelang von britischen Teams zu Rennen verwendet wurden. Genau diese lauten, schnellen britischen Sportwagen sind Robert Babors Steckenpferde mit viel PS. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern kümmert er sich in Mannheim um deren Reparatur und Ersatzteilbeschaffung. Seine Faszination von britischen Sportwagen begann mit einem Spitfire. Was britische Wagen so besonders macht, erfahrt ihr im BELMOT-Interview.

Fotos dieser Seite: Copyright Gerald Schilling

Warum haben es Dir speziell englische und zum Beispiel keine französischen Oldtimer angetan? Oder besteht auch zu anderen Auto-Nationen eine Affinität?
Ich habe generell eine Affinität zu Sportwagen. Engländer bauten zwar nicht in bester Sportwagenqualität aber sie bauten die Sportwagen, die am meisten Spaß machen. Das ist der Grund, weshalb mir diese am besten gefallen. Deutsche Wagen gelten ja immer als die mit der besten, zuverlässigsten Ingenieurs-Technik  aber ich finde, genau das macht sie auch etwas leidenschaftslos. Da ist aus meiner Sicht wenig Schönes dran.

Die Technik englischer Sportwagen ist sehr einfach – wenn man sich auf die britische Technik einlassen kann. Sie ist eben doch etwas anders als z.B. die deutsche oder italienische. Engländer haben von den 50ern bis etwa in die 70er Jahre hinein Fahrzeuge mit separatem Rahmen gebaut, während Italiener ab 1922 und deutsche ab 1935 bereits selbsttragende Karosserien gebaut haben. Engländer sind recht charmant quasi in der Zeit stehengeblieben, wenn man es positiv sieht. Gleichzeitig war dies aber natürlich auch ein Grund für den Niedergang der englischen Autoindustrie.

Was unterscheidet einen Oldtimer-Enthusiasten mit Vorlieben für englische Klassiker von anderen?
Ich würde sagen, die Einsetzbarkeit im „Alltag“. Man sieht heutzutage wenige alte Autos auf der Straße und wenn, dann sind es oft englische Sportwagen. Unter den Besitzern von englischen Wagen sind überdurchschnittlich viele, die die Fahrzeuge tatsächlich fahren, im Gegensatz zu vielen nicht-britischen Oldtimerbesitzern.

Kannst Du einen Auslöser festmachen, warum und wann sich Deine Leidenschaft für Fahrzeuge entwickelt hat?
Ich wollte Ende der 80er Jahre immer ein Cabrio fahren. Damals standen dann zunächst drei zur Auswahl: 1. Der Alfa Spider, dafür war ich zu groß, 2. den MX 5, der gerade herauskam, konnte ich mir nicht leisten und 3. das Golf Cabrio hat mich nicht so angesprochen. Ja und dann wurde es zufällig ein Triumph Spitfire. Ich kannte zwar die Marke Triumph aber dieses Auto eigentlich gar nicht. Der Lebensgefährte einer Nachbarin fuhr damals den TR4, den ich toll fand und mit dem ich mich damals öfter austauschte. Unser Kontakt ist geblieben. Er hat mich über die Jahre irgendwie immer begleitet. Über den Spitfire kam ich dann in die Szene und war seitdem mit dem Virus für alte Engländer infiziert. Damals hatte man ja noch kein Internet und die Ersatzteilversorgung war da natürlich noch so eine Sache.

Du bist Geschäftsführer von Racinggreen.one British Classic Sportscar Parts and Garage, hast Dich damit auf Reparaturen von lauten, schnellen Engländern spezialisiert. Über welche Kundenaufträge freust Du Dich am meisten und weshalb?
Ich freue mich über die Aufträge von Kunden, die das Potential ihres Autos erahnen, einen Fehler feststellen und mich damit beauftragen, das Auto besser zu machen. Nicht besser, als es grundsätzlich war, sondern besser als der aktuelle Zustand.
Jeder Passant, der einen Oldtimer sieht, bleibt stehen und findet die Wagen toll und meint, es sei Zustand 2. Von außen sind sie auch fast alle toll. Aber ich sehe es anders, weil ich die Autos von innen genau begutachte und dies den wahren Zustand abbildet. Und da trennt sich - gerade bei den Engländern - die Spreu vom Weizen. Da die Autos nicht so teuer sind, wird oft auch nicht viel investiert. Über die Kunden, die dann aber doch Geld investieren wollen, unsere Arbeit auch wertschätzen, freue ich mich. Aber ich freue mich auch über jede kleine Inspektion, weil die Autos immer viele Überraschungen bergen.

Welches Erlebnis aus Deinem Werkstattalltag geht Dir nicht mehr aus dem Sinn?
Ein Bekannter aus früheren Tagen, der in Bayern lebt, wollte sich einen britischen Sportwagen kaufen. Ich unterstütze ja auch offiziell Interessenten bei der Auswahl eines Wagens. Also sagte ich ihm, er tut sich einen Gefallen, wenn er diesen gemeinsam mit mir anschaut, auch wenn es ein bisschen Geld kostet. Er hörte leider nicht auf mich und kaufte   sich für schmales Geld Triumph TR6. An diesem musste jedoch enorm viel repariert, restauriert und instandgesetzt werden, und nach unseren sehr umfangreichen Reparaturen fuhr er keine 1000km und dann ging der Motor kaputt….und das Differential. Das waren die einzigen Baugruppen, die wir nicht angefasst hatten.      

Welches war das wertvollste Auto, an dem Du jemals eine Reparatur durchgeführt hast? Was musste repariert werden?
Das war ein Jaguar E-Type, dessen Kupplung defekt war. Im Zuge dieses aufwendigen Austauschs muss man Teile der Vorderachse aushängen, den Motor ausbauen und die Achse wieder einhängen. Gesagt, getan. Kurz darauf stellten wir einen Materialfehler fest; die ganze Prozedur von Neuem. Sechs Monate später dasselbe, wieder ein Materialfehler. Das war nicht nur das teuerste Auto, sondern für mich auch die teuerste Reparatur.

Du bist den ganzen Tag von Autos umgeben. Womit beschäftigst Du Dich gerne nach Feierabend und am Wochenende, sprich: Was ist Dein Ausgleich zum Job?
Menschen :-) Tatsächlich schaue ich, dass ich nach Feierabend meine sozialen Kontakte pflege und z.B Zeit mit der Familie, meinem Sohn verbringe, oder mit Freunden.

Zeichnen sich durch den bevorstehenden Brexit bereits Änderungen für Dich und deine Kunden – beispielsweise in der Ersatzteilversorgung oder dem Oldtimereinkauf auf der Insel – ab? Gibt es etwa einen Brexit-Endspurt?
Nein, überhaupt nicht. Es gibt sowohl deutsche als auch britische Ersatzteilanbieter aber selbst die Briten haben ihre Filialen auf dem europäischen Festland, z.B. in Holland oder Frankreich. Da gibt es aktuell – und ich vermute auch zukünftig – eher keine Lieferengpässe. Corona ist schon eher ein Problem…

Gibt es aktuell Trends speziell rund um britische Oldies? Magnus Walker ist in der Porsche-Szene so ein Trendsetter. Gibt es etwas Vergleichbares für britische Fahrzeuge?
Nein, soweit ich weiß, gibt es in Persona keine solchen Trendsetter für britische Autos.

Man sagt, dass die Kfz-Elektrik speziell von britischen Fahrzeugen vielen Fahrern oft Überraschungen birgt. Stimmt das wirklich?
Das Auto ist immer nur so gut wie sein schlechtester Schrauber ;-) Die Elektrik ist eigentlich sehr simpel. Meist liegen die Probleme gar nicht an der Elektrik an sich, sondern am Alter der Autos und daran, was bereits alles mit ihnen angestellt wurde. Das häufigste Problem sind Korrosion und unsachgemäße Instandsetzung zum Beispiel durch deutsche Bosch-Elektriker (*Augenzwinker*), die mal hier ein Steckerchen falsch setzen, mal dort.

Du standst 2018 als Kampagnenmotiv-Model für die Mannheimer Versicherung vor der Kamera (Gewerbeversicherung MultiRisk FLEX). Wie kam es dazu und nimmst Du auch heute noch Modelaufträge an?
Wenn der Preis stimmt, klar :-) Spaß beiseite. Ich strebe keine Modelkarriere an. Aber wenn es sich ergibt, wie damals zufällig vor zwei Jahren, dann bin ich sicherlich nicht abgeneigt, nochmal vor der Kamera zu stehen. Damals wollte ich eigentlich mit meinem guten Freund, dem Mannheimer Fotografen Thommy Mardo, nur mal wieder einen schönen Tag verbringen, woraus sich dann eine Fotosession für die Mannheimer ergeben hat.


Ein Interview von Isabelle 

 

 

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